Ein leidenschaftlicher Freiberufler war Burkhard Welz immer. In Bars Musik auflegen und der Mann hinterm Tresen sein, war lange Jahre genau sein Ding. Doch irgendwann wollte der 58-Jährige nicht mehr als „Nachteule“ arbeiten. Und sich mehr an der frischen Luft bewegen. Also fing er an, in Köln Rikscha zu fahren. Und erkannte, dass er es liebte, mit seinen Fahrgästen individuell die Stadt zu erkunden. Als er vor drei Jahren nach Winterhude zog, nahm der Gründer sein Konzept einfach mit – und ist mit „Rikscha.Rikscha“ nun auch an der Elbe erfolgreich selbstständig.
Genusstouren und maßgeschneiderte Führungen für Fußgänger:innen gibt es auch in Hamburg schon länger. Warum das Ganze nicht auf eine bequeme Fahrradtour übertragen, dachte sich der gebürtige Hannoveraner. Als kleines Business kann er flexibel auf die Wünsche seiner Kund:innen reagieren. Von der Tour für Verliebte über die Cafészene Eimsbüttels bis zu den Hotspots auf dem Kiez: „Bei mir kann man alles individuell gestalten. Ich erzähle immer wieder neue Geschichten. Alles andere wäre ja langweilig und würde auch nicht meinem Selbstverständnis entsprechen“, sagt er.
Unterstützung holt sich der Freigeist, der als „Langzeitstudent“ in Köln gelandet war, bei seiner Freundin. „Sie berät mich im Marketing und ist eine tolle Sparringspartnerin, weil sie vieles anders macht, als ich. So ergänzen wir uns“, lacht er. Ein Coaching brachte ihn auf die hei.. „Das hei.programm ist einfach großartig, obgleich ich es nicht genutzt habe, weil ich bereits seit 2007 selbstständig bin. Aber die hei.frühstücke nutze ich total gerne, um Gleichgesinnte zu treffen und typische Probleme zu besprechen, die Selbstständige in Hamburg betreffen.“
Vorbild für Gründer:innen in Hamburg
Seine Gründung trifft offenbar einen Nerv. Bei Messen fuhr er bereits für große Unternehmen. Auch die Filmwelt wurde auf ihn aufmerksam. Bei einem Dreh von „Mälzer versus Henssler“ mussten sogar die Köche in die Pedale treten. „Gibt man „Rikscha Hamburg“ ein, findet man mich sofort, das ist das Gute an einem prägnanten Namen“, glaubt der Jung-Unternehmer. Derzeit wird seine Website noch weiter SEO-optimiert, auch über Weiterempfehlungen kommen neue Kund:innen. „So eine ganz persönliche Fahrt wird auch gerne an Freunde oder ältere Verwandte verschenkt, die neugierig oder neu in der Stadt, aber nicht mehr ganz so gut zu Fuß sind.“
Bei größeren Aufträgen versteht sich Burkhard Welz als – aktuell in Köln und Hamburg aktive – Vermittlungsplattform, die andere Fahrer:innen ins Boot holt. „Dafür kriege ich eine kleine Provision, aber jeder Fahrer stellt eine Rechnung und behält seine Selbstständigkeit.“ Derzeit hat er einen Kollegen in Köln und einen in Hamburg, „vermutlich kommen noch zwei Fahrer dazu, Aber für mich ist nicht wesentlich, wie viele Leute das sind. Ich kann koordinieren und bin gerne der Kopf, möchte aber niemanden anstellen.“
„Das Rad muss kommen!“
Als Arbeitgeber sieht er sich deshalb nicht, eher als „Missionar eines Gründungsspirits“: „Viele sitzen im Hamsterrad und sehen für ihre berufliche Zukunft keine Alternative zur 40-Stunden-Woche“, ist er überzeugt. „Dabei ist die Selbstständigkeit eine gute Möglichkeit, sich nicht nur über einen Job zu definieren. Ich denke, da profitieren die Menschen sehr davon, dass die hei. mit dem hei.service andere Wege aufzeigt. Da könnte sie wirklich ein Vorbild für andere Städte sein“, glaubt er. „Und wer nicht alles auf eine Karte setzt, kann immer noch nebenberuflich gründen. Da ist es total gut, dass die hei.beratung so viele Wege aufzeigt, das leistet kein Arbeitsamt.“
Auch der Punkt „nachhaltig Gründen“ steht bei dem leidenschaftlichen Fahrradfahrer ganz oben. „Mein Ziel ist es, dass Menschen vom Individualverkehr abrücken und in der Stadt weniger Auto fahren. Da will ich ein Umdenken anstoßen“, sagt er. Für die Zukunft spielt er mit dem Gedanken, auch eine Station an der Ostsee aufzubauen. „Aber klein und fein soll es bleiben. Ich will unabhängig bleiben und mich nicht an Konzerne binden. Du musst ja kein Moia sein, um gut leben zu können.“ Entscheidend ist für ihn vor allem eins: Nicht nur im Büro zu sitzen und Fahrten zu koordinieren. „Ich möchte immer auch selbst fahren, spannende Leute kennenlernen. Auch noch mit 60 und 70! Eine Gründung ist ja immer auch eine Reise zu sich selbst – bei der nicht nur das Ziel ist, reich zu werden, sondern seiner Neigung zu folgen und ein ausgeglichenes Leben zu leben. Nur Leute, die für mich fahren, das ist nicht mein Weg.“