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Artikel vom 26. August 2024

hei.gründerstory: Von der Radreise in die Tempeh-Produktion

Lazy Beans

Nach einer langen Fahrradreise beschloss Christopher Paul einen Neustart mit Gründung und ist jetzt Tempeh-Produzent von Lazy Bean. Foto: Nadja Hansen WHY

Ein eigenes Produkt auf den Markt zu bringen, in dem sich seine Überzeugungen wiederfinden – davon träumte Christopher Paul schon lange. Nach mehreren Jahren in Packagingagenturen für Food & Beverage und intensivem Experimentieren mit veganen Rezepten fand der 37-jährige Kommunikationsdesigner etwas, das echtes Gründerpotential hatte: Tempeh, ein nährstoff- und proteinreiches Produkt aus fermentierten Hülsenfrüchten, das ähnlich wie Tofu verwendet wird. Sein selbst entwickeltes Tempeh begeisterte den Pfälzer so sehr, dass er im August 2023 mit „Lazybean“ den Sprung in die Selbstständigkeit wagte.

Christopher, so ganz einfach ist Tempeh nicht herzustellen. Wie hast du dich da reingefuchst?

Ganz viel Learning by Doing! Mich hat immer interessiert, wie die Dinge funktionieren und wo sie herkommen. Als ich vor viereinhalb Jahren zum ersten Mal von Tempeh hörte, gab es zur Herstellung kaum Infos. In Indonesien ist Tempeh ja ein Grundnahrungsmittel, das es seit 500 Jahren gibt. Ich kaufte mir damals einfach die Sporen des Edelschimmelpilzes und richtete mir zu Hause eine kleine Fermentationsbox ein, in der ich mit einem Tauchsieder die Temperatur kontrollierte. Es brauchte ein paar Anläufe, dann aber das erste eigene Tempeh zu probieren, war der Hammer – Aussehen und Geschmack haben mich umgehauen. Danach kultivierte ich verschiedene Sorten, bis das Ergebnis gleichbleibend gut war.

Tempeh

Tempeh ist ein nährstoff- und proteinreiches Produkt aus fermentierten Hülsenfrüchten, das ähnlich wie Tofu verwendet wird. Sein selbst entwickeltes Tempeh begeisterte Christopher Paul so sehr, dass er im August 2023 mit „Lazybean“ den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Foto: Nadja Hansen WHY

War das der Startschuss für deine Selbstständigkeit in Hamburg?

Nicht ganz, damals arbeitete ich ja noch in meinem Job. Aber 2022 gab es einen Cut: Meine Frau und ich beschlossen, ein Jahr mit dem Fahrrad zu reisen und kündigten unsere Jobs. Von Hamburg ging es in die Zentraltürkei und dann von Spanien weiter nach Süden bis über das Atlasgebirge in die marokkanische Wüste. Das war eine intensive Erfahrung! Als wir zurückkamen, war klar: Jetzt ist die Zeit für einen Neustart. Dass ich das so machen kann, verdanke ich auch meiner Frau. Sie unterstützt mich bei allem und hält mir den Rücken frei.

Aber du brauchtest sicher finanzielle Unterstützung, oder?

Ich gründete aus der Arbeitslosigkeit heraus und wollte den Gründerzuschuss beantragen. Mir war klar: Um erfolgreich selbstständig zu sein, ist die erste Hürde der Businessplan. Also holte ich mir Hilfe von einem Coach, glaube aber rückblickend, dass ich das mit den hei.seminaren alleine hingekriegt hätte. Zur hei. kam ich erst später über den Hamburger Gründer:innentag in der Handwerkskammer. Dort bekam ich das „Who is Who im Hamburger Gründungsnetzwerk“, darin findet man für jede Frage eine:n Ansprechpartner:in. Und natürlich den hei.ideenplan, um den Businessplan zu konkretisieren und das hei.programm mit Gründungsseminaren. Darüber bildete ich mich in Finanzen und Buchhaltung weiter und schrieb den Geschäftsplan alleine fertig. Den Gründerzuschuss bekam ich dann für acht Monate, da werde ich jetzt die Verlängerung beantragen.

Tempeh

Derzeit ist Christophers Tempeh in ausgewählten Shops und Restaurants in Hamburg, sowie online über “Marktschwärmer” und den eigenen Onlineshop von Lazy Bean erhältlich. “Aber ich plane auch ein Ladengeschäft, in dem ich direkt produzieren und verkaufen kann. Mein Ziel ist es, Menschen für Tempeh zu begeistern und es bekannter zu machen. Dafür ist auch viel Kaltakquise notwendig und ich mache regelmäßig Verkostungen – das direkte Feedback der Leute ist eine schöne Bestätigung. Tempeh ist einfach eine Bereicherung auf dem Teller,” so Christopher über sein eigenes Produkt. Foto: Nadja Hansen WHY

Sind die Auflagen in der Lebensmittelherstellung nicht besonders streng?

Es gibt wirklich viele Dinge zu beachten. Die hei.beratung konnte mir auch da in Sachen Infektionsschutz und Lebensmittelverordnung weiterhelfen. Bei der Suche nach einer geeigneten Produktionsstätte unterstützte mich die Gründungsberaterin ebenfalls, ich fand schließlich einen Platz in einer Mietküche. Dort arbeiten auch viele andere Gründer:innen, so können wir uns super austauschen und Synergieeffekte nutzen. Aufwendiger war dagegen die Suche nach geeigneten Partner:innen für den Bezug meiner Rohstoffe, weil viele kleine Biobetriebe gar keine Homepage haben oder die Mindestabnahmemenge zu groß war.

Wie lief es bis jetzt mit „Lazybean“?

Ich produziere aktuell drei Sorten Lazybean-Tempeh und die laufen super. Kaufen kann man mein Tempeh bei „Hobenköök“, „Obst und Gemüse St. Pauli“ und bei „Ali`s Bioecke“ in Eimsbüttel, auch einige Restaurants führen es auf der Speisekarte. Online bin ich auf der Plattform „Marktschwärmer“ vertreten und ganz neu ist mein eigener Onlineshop. Aber ich plane auch ein Ladengeschäft, in dem ich direkt produzieren und verkaufen kann. Mein Ziel ist es, Menschen für Tempeh zu begeistern und es bekannter zu machen. Dafür ist auch viel Kaltakquise notwendig und ich mache regelmäßig Verkostungen – das direkte Feedback der Leute ist eine schöne Bestätigung. Tempeh ist einfach eine Bereicherung auf dem Teller.

Und wie geht es weiter?

Wir haben die Radreise gemacht, um wieder zu lernen. Diese Reise setze ich jetzt mit meinem Tempeh-Business fort: Zuerst hast du keine Ahnung, aber nach und nach fügt sich alles zusammen und du hältst dein eigenes Produkt in den Händen, mit allem, was dazugehört. Es gibt noch viele Baustellen, aber mein Job macht mir jeden Tag Spaß. Ich würde gerne noch mehr netzwerken und mich mit anderen Gründer:innen aus der Lebensmittelbranche austauschen, um Synergien zu schaffen, das scheitert gerade an der Zeit. Allen, die einen Neustart wollen, rate ich: An einem Thema dranbleiben, vielleicht sogar direkt nach dem Studium die Gründung wagen. Es lohnt sich, etwas auszuprobieren, und wenn das erste Ding nicht hinhaut, dann das nächste!

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