Als Geschäftsführerin einer Firma für Softwareentwicklung hatte Diana Schmeiser bereits digitale Tools für den Mittelstand entwickelt und implementiert. Kurz vor Corona wechselte die 43-Jährige dann zu einem Sportverein. Aber musste hier einmal mehr erkennen, dass die Digitalisierung nur erfolgreich ist, wenn man die Menschen wirklich mitnimmt. Und dass sie diesen Prozess besser vorantreiben konnte, wenn sie extern beriet und nicht Teil des Unternehmens war. Nach der nebenberuflichen Gründung wagte sie im März 2022 mit dem Slogan „Digitalisierung leicht gemacht“ den endgültigen Schritt in die Selbstständigkeit.
„Eine neue Software ist keine Digitalisierung! Digitalisierung ist ein Prozess mit unterstützenden Tools, passendem Mindset und Menschen! Let’s do it!“ Es klingt wie die Worte eines Motivationscoachs. Aber Diana weiß, wovon sie spricht. Denn oft geht es in ihrem Job zunächst gar nicht darum, eine Software zu entwickeln, sondern bei Kund:innen ein Bewusstsein zu schaffen, wie die Digitalisierung den Arbeitsalltag erleichtern kann – und allen Beteiligten die Angst vor Veränderungen zu nehmen. „Digitalisierung geht nur miteinander, das braucht viel Austausch und Kommunikation“, so die Gründerin.
Als Quereinsteigerin ist die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau dafür das beste Beispiel. Als ihre beiden Kinder auf die Welt kamen, war Teilzeitarbeit im Außenhandel nicht üblich. Sie machte einen Cut und nahm einen Job als Projektmanagerin in der Softwareentwicklung an. „Die notwendigen Skills erarbeitete ich mir im Job. Ließ mich zum Scrum Master für agiles Projektmanagement ausbilden und übernahm später den Geschäftsführerposten. Wenn es bei Kund:innen nicht funktionierte – resümiert Diana – dann oft, weil viele wieder in alte Muster verfielen. Ich kann nicht analog und ein bisschen digital arbeiten, man braucht einen sauberen Prozess.“
Was, wenn die Zielgruppe nicht interessiert ist?
Dianas eigener Weg in die Gründung war gut geplant. Den Businessplan hatte sie bereits für die nebenberufliche Gründung vorbereitet. Eine Freundin erzählte ihr dann vom hei.programm. Auf das Erstgespräch folgte ein Onlinetreffen, danach buchte sie direkt drei hei.seminare: Elevatorpitch, Steuerberatung und einen Marketing-Workshop. „Über Steuern wusste ich als ehemalige Geschäftsführerin einiges. Aber eine Gründung erfordert anderes Wissen“, sagt sie. „Der Elevatorpitch bei Herrn Vogler brachte viel Klarheit für meine Geschäftsidee. Und Unterstützung beim Marketing brauchte ich vor allem für Social Media, weil ich mich nicht gerne darstelle.“ Auch die hei.frühstücke besucht sie seitdem regelmäßig. „Ich mag, dass es so divers ist. Alle machen etwas anderes. Aber auch erfolgreiche Gründer:innen zweifeln mal. Dort trifft man auf viel Verständnis.“
Als Ende 2022 noch kein richtiger Auftrag da war, litt auch Dianas Gründungsspirit. „Mein Mann hielt mir finanziell den Rücken frei, vor allem den größten Posten, die Krankenversicherung. Einen Gründerzuschuss zur Finanzierung hatte ich nicht beantragt, weil ich ja zuerst nebenberuflich gegründet hatte. Und eigentlich dachte ich, ich renne mit meinem Geschäftsplan offene Türen ein.“ Doch die Handwerker:innen, die sie als Zielgruppe anvisiert hatte, reagierten zurückhaltend. „Ich wollte Handwerksbetriebe fit im Backoffice machen, um Arbeitsprozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen. Aber ich lief gegen eine Wand, auch bei der Innung.“
Erste Erfolge nach Strategiewechsel
Also suchte sich die Gründerin neue Zielgruppen – und hatte Erfolg. Für eine Behörde führt Diana ein neues Bewerbungsmanagement ein. Der zweite größere Kunde wird eine Praxisgemeinschaft sein, für die sie eine App zur Patientendokumentation entwickeln soll. Auch den Sportverein betreut sie weiterhin auf Stundenbasis. „Mit den Kunden setze ich Meilensteine, die wir erreichen wollen und arbeite mit monatlichen Stundenkontingenten, die flexibel abrufbar sind. So hat der Kunde ein Gefühl, über welche Summen wir reden“, erklärt sie ihr Honorarmodell. Ihre Zeit teilt sich die Freiberuflerin bewusst ein: “Neben der Arbeit für die Kunden ist es wichtig, Luft zu haben, um mein eigenes Unternehmen weiterzuentwickeln, für das Netzwerken und die Akquise, und außerdem habe ich noch zwei Kinder.“
Aktiv in ihre Netzwerke zu gehen, um maßgeschneiderte Teams zusammenzustellen, beim hei.service immer wieder fundierte Informationen zu holen und sich aus der Freude an der Arbeit auch in Krisen zu motivieren, sind für sie wichtige Säulen des Erfolgs. „Natürlich wird es mal kompliziert, mal anstrengend, und man muss seine Entscheidungen in der Regel alleine treffen. Aber wer Spaß an der Arbeit und an neuen Herausforderungen hat, der hat eins sicher nicht zu befürchten: den ‚Boreout‘.“