Während ihrer 10-jährigen Berufslaufbahn im Marketing auf Agentur- und Konzernseite spürte Theresa-Annabell Zwiebeling immer, dass etwas fehlte. Doch erst nach drei Monaten an Bord eines Expeditionsschiffes in der Antarktis wusste die heute 36-Jährige: Ich will in die Selbstständigkeit! Und zwar mit der eigenen Stimme. Noch während Ihres anderthalbjährigen Stimm- und Sprechtrainings gründete die Hamburgerin im November 2022 „The Voiceartist“. Seitdem kann sie als Sprecherin mit eigenem Studio für Werbespots, Hörbücher und andere Sprachaufnahmen gebucht werden.
Theresa-Annabell, was hat die Fahrt auf dem Expeditionsschiff mit dir gemacht, dass du das Schiff als Gründerin in spe verlassen hast?
Die Arbeit 16.000 km von Zuhause entfernt stärkte mein Selbstvertrauen und den Mut, Dinge anzugehen, die ich schon lange im Kopf hatte. Nach meiner Rückkehr brach die Pandemie aus, und für mich war klar: Ein Angestelltenverhältnis kommt nicht mehr infrage. Während einer Weiterbildung erhielt ich Stimm- und Sprechunterricht von einer Trainerin, die für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausbildet. Gleichzeitig fragte über Instagram mein erster Kunde an, ob er meine Stimme für einen Imagefilm buchen könne. Das war der Startschuss, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt weder Referenzen noch eine Webseite hatte.
Wie hast du dich fit gemacht, um erfolgreich selbstständig zu sein?
Das Wissen aus Marketing und Vertrieb hatte ich, aber für das Gründen in Hamburg fehlte das unternehmerische Know-how. An jeder Ecke warten bürokratische Stolpersteine, die sehr zeit- und rechercheintensiv sind. Umso dankbarer war ich, als ich die hei.beratung über Google fand. Ich vereinbarte direkt ein Gespräch über das Kontaktformular – denn mir war klar, dass ich für die Selbstständigkeit einen konkreten Fahrplan brauchte.
Welche Gründertipps konnte dir der hei.service geben?
Ich hatte hundert Fragen, aber keinen klaren Startpunkt. Also priorisierten wir: Welche Rechtsform benötige ich, wie klappt das Gründen mit sicherer Finanzierung und wie navigiere ich durch den Steuerdschungel? Für den Gründungszuschuss musste ich einen detaillierten Business- und Finanzplan schreiben. Die Gründungsberatung der hei. riet mir, mich damit an die Handelskammer zu wenden, das war äußerst wertvoll. Nach zwei Monaten war der Businessplan fertig und ich erhielt den Zuschuss! Allerdings habe ich noch ein zweites Standbein: Ich erstelle Luftbildaufnahmen mit Drohnen. Hier empfahl mir die hei. eine schärfere Positionierung und die Trennung beider Geschäftsbereiche. Das war genau richtig, wie sich später zeigte.
Dein Schwerpunkt als Einzelunternehmerin ist aber das Sprechen?
Die Präsenz von KI im Sprechermarkt stieg in den letzten zwei Jahren deutlich, besonders bei weniger emotionalen Produktionen wie Erklärfilmen oder Dokus. Glücklicherweise ist der Einfluss auf werbliche, emotionale Aufnahmen wie Hörbücher oder Imagefilme noch begrenzt. Deshalb liegt der Fokus vorerst weiter auf dem Sprechen. Ich habe mein eigenes Studio eingerichtet, mir Tontechniker-Wissen angeeignet und kann alles aus einer Hand anbieten, das ist ein wichtiger USP. Zusätzlich kombiniere ich Voiceover und Luftbildaufnahmen und erstelle so Werbeinhalte für Unternehmen. Die Foto- und Luftbildaufnahmen verkaufe ich über meinen eigenen Webshop und Partner wie Pickmotion, das ist ein schöner Nebenerfolg.
Kommen die Kund:innen weiterhin von selbst?
Anfangs kamen die Aufträge von selbst, aber in bestimmten Phasen ist Akquise und Netzwerken erforderlich. Sehr hilfreich war das hei.frühstück: Ich knüpfte Kontakt mit einem Radiosender, mit dem ich heute zusammenarbeite. Der direkte Austausch motiviert einfach, proaktiv auf andere zuzugehen und die Vorteile einer Zusammenarbeit zu eruieren. Und natürlich lerne ich ständig dazu. Die vielfältigen hei.seminare sind dafür prima, weil du über das hei.seminarportal gezielt Themen wählen kannst, bei denen Nachholbedarf besteht, sei es die SEO-Optimierung oder Steuergrundlagen, mein Lieblingsthema.
Hast du einen Tipp für Gründer:innen in Hamburg, die es nicht schaffen, den Gründungsspirit von einer Expeditionsreise mitzunehmen?
Leidenschaft, Willenskraft und Durchhaltevermögen sind unerlässlich. Die größten Ängste zuerst angehen! Tausche dich mit denen aus, die bereits dort sind, wo du hinmöchtest! Du allein definierst den Einsatz deiner Lebenszeit, kennst deine Träume, dein Warum. In den ersten beiden Jahren warten die größten Herausforderungen und Learnings. Das hei.programm hat mich auch über die Anfangsphase hinaus toll begleitet. Das Durchspielen des Worst-Case-Szenarios half mir bei der Vorbereitung auf mögliche Risiken, das bietet Sicherheit. Mich treibt jedoch vor allem die Idealvorstellung an, mit meiner künstlerischen Arbeit Menschen emotional zu erreichen und zu begeistern. Beruf und Privatleben bilden für mich jetzt eine perfekte Symbiose, das ist jede Anstrengung wert.