Eigentlich war sie mit einer anderen Gründungsidee unterwegs, sagt Stefanie Hornig. Aber dann kam Corona. Und die 43-Jährige sah sich vor der Herausforderung, schnell ein relevantes Angebot zu machen. Das auch digital funktionierte. „NamastayTogether“ , ihre Yoga-Plattform für zu Hause, bot im Claim genau das, wonach sich im März 2020 alle sehnten: „Bleib fit. Bleib gesund. Bleib in Verbindung.“
Der Zeitpunkt war perfekt. Stefanie, die lange Jahre als Journalistin beim NDR tätig war und seit einiger Zeit als freie Journalistin arbeitete, hatte gerade bei Spirit Yoga in Berlin ihre nebenberufliche Ausbildung zum Advanced Yogateacher abgeschlossen. „Ich war total inspiriert und Feuer und Flamme, das beste Yoga weiterzugeben“, sagt sie. Dann kam der Shutdown. „An dem Abend, als die Schließung der Studios verkündet wurde und ich meine letzte Stunde hielt, versprach ich: „Ich denke mir was aus, ich lass euch nicht alleine.“ Auf Instagram blieb sie mit vielen Interessenten in Kontakt. Über das Buchungstool „Eversports“ konnte man die Teilnahme buchen. Stefanie hielt Wort. „Schon fünf Tage nach dem Shutdown gab ich in meiner Eimsbüttler Wohnung das erste kostenfreie Online-Yoga zum Ausprobieren. Sogar Freunde aus Berlin, München und Nürnberg machten mit, das war toll.“
„Practice and all is coming“
Nicht nur für die Gründerin war der März als Testphase ideal. Viele waren durch den Lockdown von jetzt auf gleich aus ihrem Rhythmus geworfen, hatten Orientierungsschwierigkeiten im Home-Office, fühlten sich isoliert. „Yoga bietet tolle Möglichkeiten, sich zu zentrieren, Kraft zu sammeln und einen roten Faden für die Woche mit festen Verabredungen zu haben“, sagt die gebürtige Nürnbergerin. Deshalb hat sie jetzt zu Beginn des neuen Jahres offiziell gegründet. Ob Gruppenstunde, Einzelstunde oder Workshops mit Schwerpunktthemen, ob Einzelbuchung oder Abo: Schnuppern ist erlaubt und ausdrücklich erwünscht. „Die Stunden sind jetzt noch sehr günstig, um die Leute auf den Geschmack zu bringen. Damit man selbst erfährt, wie gut die Regelmäßigkeit tut. Ganz nach dem Yoga-Motto `Practice and all is coming´.“ Wer die eigene Kamera anlassen und sich korrigieren lassen möchte, kann das tun. „Wenn nicht, ist das völlig ok“, so die Yoga-Expertin.
Um ihre Bekanntheit zu steigern, ging sie eine Kooperation mit „On Stage Fitness“ ein. Während der Pandemie können die Mitglieder an Yoga-Einheiten teilnehmen. „Die Mitgliedschaft wird dadurch attraktiver und ich bekomme Reichweite und je nach Teilnehmerzahl auch ein Honorar“, freut sich Stefanie über die Win-Win-Situation.
Ihre erste Produktidee aus dem Bereich Nachhaltigkeit, mit der sie sich vor dem Lockdown selbstständig machen wollte, verfolgt sie inzwischen nicht mehr. „Und eine neue Idee habe ich auch schon“, lacht sie, verrät aber nur so viel, dass sie Yogalehrer_innen, Sportlehrer_innen und Coaches mit einem speziellen Software-Tool bei der eigenen Gründung unterstützen will. Schließlich kennt sie das Gefühl, gründen zu wollen, aber nicht genau zu wissen, wie. „Für mich war es damals eine große Inspiration, dass ich Menschen kennengelernt hatte, die nicht nur eine Idee hatten, sondern wirklich loslegten. Da dachte ich: Wow! Das will ich auch machen!“
hei. vermittelt Know-how
Doch schnell wurde klar: Gründen verlangt bestimmte Vorkenntnisse. Als sie ihre Yoga-Plattform startete – „einfach weil zunächst keiner wusste, wo es hingehen würde“ – kam Stefanie zugute, dass sie sich für ihre verworfene, erste Geschäftsidee bereits als Gründerin fit gemacht hatte. „Anfang 2020 hatte ich das hei.scheckheft bekommen, bereits mehrere tolle Gründerfrühstücke besucht – die ich jetzt total vermisse –, und auch nach dem Shutdown gab es großartige Webinare“, sagt Stefanie. Sie besuchte Schulungen zu den Themen AGBs, Buchhaltung und Finanzen, „meine offizielle Gründungsberatung hatte ich am Telefon mit Frau Bachmann, die mich super beraten hat“.
Dass das Netz derzeit mit Yoga-Tutorials geflutet wird, schreckt die Jung-Unternehmerin nicht. „Ich hoffe, die Leute merken, dass kostenfreie Youtube-Videos mit Werbeunterbrechung auf Dauer nicht zum Ziel führen“, sagt sie. „Bei mir gibt es einen Spannungsbogen. Man geht auch in schwierigere Übungen hinein, in denen man etwas dazulernt, so dass man am Ende der Stunde wirklich zufrieden ist.“ Eine Playlist mit einer speziell auf die Stunde abgestimmten Musik gibt es obendrein.
Das richtige Timing
Ab Februar 2021 bekommt sie auf ihrer Plattform „NamastayTogether“ Unterstützung von ihrer Freundin Tanja, die die gleiche Yoga-Ausbildung absolviert hat. Eine höhere Reichweite will sie über Instagram erreichen, auch Gespräche mit Firmen stehen auf dem Plan. Bis sie auch ihre zweite Geschäftsidee verwirklichen kann, wird es noch ein bisschen dauern. Schließlich weiß sie inzwischen, wie wichtig das Timing ist. „Um den Laden am Laufen zu halten, arbeite ich weiter nebenher als Journalistin und treibe das parallel ohne Hast voran“, sagt sie.
„Die Coronakrise hat viele eingeschüchtert, aber wenn du eine gute Idee hast, glaube daran“, rät sie künftigen Gründer_innen. „Gerade wenn man im richtigen Moment eine passende Idee hat, kann das eine tolle Dynamik ergeben.“ Dass ihr Online-Modell auch für die Zukunft gerüstet und anpassungsfähig ist, ist für sie ein großes Plus: „Wir sehen ja dauernd, es geht vor und zurück, vor und zurück mit den Möglichkeiten. Da ist es natürlich toll, wenn man ein Geschäftsmodell hat, das im gleichen Rhythmus atmet.“