Seit ihrem siebten Lebensjahr ist sie Pferdenärrin, sagt Eva Kober. Doch sie zögerte, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen, ihr „super hoher Anspruch“ stand ihr im Weg. Also arbeitete sie erstmal in der Musikbranche, ihrem zweiten Steckenpferd. Aber dann fand sie doch den perfekten Weg, ihre Liebe zu den Vierbeinern zu professionalisieren: Als studierte Tierpsychologin und Gründerin von horse rulez hilft die 43-Jährige heute anderen Menschen beim erfolgreichen Umgang mit Pferden.
Obwohl sie eine gute Reiterin gewesen sei, habe sie immer das Gefühl begleitet, „das Feedback des Pferdes nicht genau zu verstehen“, sagte die Hamburgerin. Aber wie sollte daraus ein Beruf werden? Nach einer kaufmännischen Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten ging die Hamburgerin in die Musikindustrie und arbeitete u. a. im Produktmarketing bei Universal Music. Doch das tiefe Bedürfnis, dem Wesen der Pferde auf die Spur zu kommen, blieb.
Die Suche nach der maßgeschneiderten Ausbildung
Als sie schließlich von dem zweijährigen Studium „Tierpsychologie mit Schwerpunkt Pferd“ an der Akademie für Tiernaturheilkunde in Bad Bramstedt erfuhr, schien das der perfekte Einstieg zu sein: Die Kurse fanden an den Wochenenden statt, parallel dazu absolvierte sie ein Praktikum in der Haustierforschung und bildete sich in Kalifornien bei Pferdeguru Monty Roberts, sowie in Kanada, Holland und England im gewaltfreien Umgang mit Pferden fort. In Holland wurde der frischgebackenen Tierpsychologin schließlich angeboten, die Pferde eines Stalls für ein Jahr nach der Monty Roberts-Methode zu trainieren und bei Kursen mitzuwirken. Anschließend folgten erstmal wieder Jobs in der Musikbranche zum Geldverdienen u. a. bei einer Kölner Management Agentur.
Wie gewinnt man das Vertrauen von Fluchttieren?
„Irgendwann brauchte ich mein eigenes Tier, um meine Ideen auszuprobieren“, erzählt die passionierte Reiterin, „und dann traf ich in einem Kölner Reitstall Grey.“ Ein misshandeltes Pferd, das sich kaum einfangen und halftern ließ. „Grey war mein Referenzprojekt und meine Meisterprüfung“, sagt sie, „Angstabbau, Vertrauensaufbau, all das habe ich bei Grey von Anfang an neu aufsetzen müssen.“ Heute weiß sie: „Das Vertrauen von Fluchttieren zu gewinnen ist das, wofür ich brenne – und ich freue mich, anderen Menschen zu helfen, ihre Pferde zu verstehen.“
Meist könne man schon am Verhalten der Menschen erkennen, wo das Problem liegt. „Viele wissen nicht, wie sie ihren Körper einsetzen können und sich richtig auf ein Pferd zubewegen, wie sie ihre Energie richtig nutzen, um das Pferd zu steuern und welches Timing für ein Signal optimal ist“, weiß sie. Ihre Hauptmotivation: „Wissen und Verständnis für das Verhalten des Pferdes zu vermitteln.“ Dafür bietet sie seit Dezember 2019 ganz offiziell Einzelcoachings für Pferdehalter an, Schulungen in Kleingruppen, aber auch „Pferdeflüstern“ für Kinder. In Zukunft will sie auch Kurse für Manager geben, „denn die Reaktion des Pferdes gibt Aufschluss über das eigene Verhalten und Wirken“.
Mit der hei. die Unternehmerpersönlichkeit schärfen
Dass ohne fundiertes Wissen – auch über sich selbst – nichts geht, davon ist die Gründerin überzeugt. Bereits in der Übergangsphase zur Selbstständigkeit holte sie sich Rat bei der hei., hinterfragte im hei.seminar „Authentische Persönlichkeit“, welche Unternehmer-Persönlichkeit sie sein will, erfuhr im Kurs „Elevator Pitch“, wie man sein Projekt in kürzester Zeit auf den Punkt bringt und erlernte die professionelle „Videoproduktion mit dem Smartphone“. Das hei.gründerfrühstück und „Facebook & Instagram“ stehen als nächstes auf dem Programm – „um das Netzwerk zu erweitern“.
Ihr Kurs ist klar: horse rulez, das für einen gewaltfreien Umgang mit Pferden stehe, als Marke zu etablieren. Mit einem Reitstall im Westerwald hat sie bereits eine Kooperation geschlossen, Gespräche mit weiteren Partnern laufen derzeit. “Sobald ich hier einen festen Stall habe, plane ich das mit PR-Maßnahmen zu begleiten”, erklärt sie. “Aber wie auch früher in der Musikbranche gilt: Erst die CD – bzw. der Stall –, und dann die PR.”
Dass es sehr wahrscheinlich ist, als Gründer in dem Feld erfolgreich zu sein, für das man brennt, davon ist die Freiberuflerin überzeugt. „Ich bin jetzt dort, wo ich hingehöre, wenn man so etwas hat, muss man es machen”, findet sie. Glücklicherweise sei sie auch kein ängstlicher Mensch. „Und ich hatte ja viele, viele Jahre Vorbereitungszeit.”