Dass er eine natürliche Begabung für das Massieren hat, wusste Sharif Wadan schon lange. Doch weil die Ausbildung zum Physiotherapeuten teuer war und er Geld verdienen musste, ging er erstmal in die Personalvermittlung. Aber sein Traum, Menschen zu Entspannung und Wohlgefühl zu verhelfen, wurde eher größer. Schließlich gab der 29-Jährige seine gut bezahlte Stelle auf, machte eine Fortbildung zum Masseur – und seine Berufung zum Beruf. Seit der Gründung der „Elbmassage“ ist er sein eigener Herr. Und bestens gebucht.
Wer Sharifs Praxisraum in der Sternschanze betritt, bekommt erst einmal einen Tee. „Das ist wie eine Zeremonie, um anzukommen und den Stress hinter sich zu lassen“, sagt der Hamburger. Beim Tee erfährt er, welche Bedürfnisse seine Kunden haben. Ob Büroarbeit oder körperliche Arbeit zu den Problemen führen. Ob es eine Krankheitsgeschichte gibt und was gerade anliegt. „Das Wichtigste“, glaubt er, „ist die richtigen Fragen zu stellen und zuzuhören.“
Genau das, sagt der Gründer, mache die „Elbmassage“ so besonders: Die individuell abgestimmte Behandlung. Vier Massage-Typen bietet er an: die klassische Wellness-Massage zur Erholung und Vitalisierung, trockenes Schröpfen mit Massage, präventive Lymphdrainage und eine Büromassage für Rücken- und Nackenverspannungen.
Eine Nische, die kaum jemand bedient: das Schröpfen
Besonders beliebt: Die Massage mit Schröpfen. Eine traditionelle Heilmethode, bei der mit Gläsern Unterdruck auf der Haut erzeugt wird, so dass sich tieferliegende Verspannungen lösen und die Selbstheilungskräfte angeregt werden. „Das ist eine Nische, die kaum jemand bedient“, erklärt Sharif, der gerade nebenbei seinen Heilpraktiker macht. „Ich spüre sofort, wo es Probleme gibt, vielleicht habe ich ja als jüngstes von neun Kindern ein besonderes Gefühl dafür entwickelt, was mit dem oder der anderen los ist.“
Dass seine Kund:innen wiederkommen und ihn weiterempfehlen, ist für ihn die schönste Bestätigung. Auch zwei Firmenkunden hat er bereits gewonnen. Dennoch macht er fleißig Werbung: „Meine Instagram-Beiträge sind beliebt und ich stecke auch ein wenig Geld hinein, um die Reichweite zu vergrößern. Und ich verteile Flyer bei Friseur:innen, Zahnärzt:innen oder Cafés in der Schanze.“
„Bei der hei. bekam ich Antworten auf Fragen, an die ich nie gedacht hätte“
Was wie ein Spaziergang klingt, begann jedoch holprig. Als Mensch, dem Sicherheit wichtig ist, musste Sharif allen Mut zusammennehmen, seinen Job zu kündigen und Neuland zu betreten. „Gründerzuschuss, Unternehmensform, Geschäftskonto – ich wusste nichts, deshalb war die Kommunikation mit der hei. total hilfreich“, erzählt er. „Ich bekam von Frau Bachmann sogar Antworten auf Fragen, an die ich nie gedacht hätte, das war ein Aha-Erlebnis“, erinnert er sich. Bei der hei. Hamburger ExistenzgründungsInitiative riet man ihm auch, sich für den Antrag auf einen Gründerzuschuss an die Wirtschaftsjunioren zu wenden. Auch hier bekam er jede Menge Rückenwind.
Doch nachdem Sharif den fertigen Businessplan bei der Bundesagentur für Arbeit eingereicht hatte, kam der Dämpfer: Der Gründungszuschuss wurde abgelehnt, mit der Begründung, er sei zu gut auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar. „Das war hart, ich hatte ja schon den Mietvertrag für den Massageraum in einer Naturheilpraxis und wollte gleich loslegen“, erinnert er sich, „also musste ich schnell eine Lösung finden.“ Gesagt, getan. Er meldete die „Elbmassage“ als Kleingewerbe an – und konnte wie geplant am 1. August 2021 anfangen. Doch nach wie vor gibt es für den Jungunternehmer viel zu lernen. „Ich stehe am Anfang, deshalb werde ich das hei.scheckheft auf jeden Fall nutzen.“ Auch das hei.gründertreffen steht auf seiner Agenda.
Nie vergessen, wie weit man schon gekommen ist
„Das rate ich auch anderen Gründer:innen“, sagt Sharif: „Sucht jemanden, der diese Erfahrung schon gemacht hat, es gibt immer Hürden – aber wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Und man darf nie vergessen, wie weit man schon gekommen ist.“ Dass er seine 2016 begonnene Ausbildung zum Physiotherapeuten – die damals 500 Euro im Monat kostete – aus finanziellen Gründen nicht abschließen konnte, schmerzt ihn heute kaum noch. „Letztlich arbeite ich jetzt ganz anders. Bei mir geht es wirklich um die Massage, das Anfassen und Durchkneten – nicht um medizinische Behandlungen nach einer OP oder Verletzung.“
Sein Ziel: Eine größere Praxis mit zwei Behandlungszimmern und Mitarbeiter_innen, um die Anfragen bewältigen zu können. Und natürlich: Fortbildungen, um noch besser zu werden. „Bei meiner Fortbildung zum Faszientrainer meinte der Leiter, ich würde alles so gut erklären“, lacht Sharif, „wer weiß, vielleicht gebe ich ja eines Tages Schulungen und stelle Zertifikate aus.“