Kommt Marmor wieder groß raus? Ist Messing das neue Kupfer? Wenn es um aktuelle Trends in Design und Lifestyle geht, kann man Erika Mierow nichts vormachen. 40 Jahre war die Hamburgerin im Einkauf großer Wohnaccessoire-Unternehmen tätig und reiste auf der Suche nach Inspirationen um die Welt. Ein schöner, aber stressiger Job: Kurz vor ihrem 60. Geburtstag zog sie die Reißleine, kündigte ihren Job und machte sich als Trendcoach selbstständig.
Ideenbücher, die weltweit inspirieren
Wenn sich Erika Mierow über ihre umfangreiche Materialsammlung beugt und mit sicherer Hand Farben, Stoffmuster und Formen zu immer neuen Collagen arrangiert, wird deutlich, wie viel Arbeit und Leidenschaft in jedem ihrer Trendbooks steckt. Die 62-Jährige hat ein Auge fürs Schöne und einen siebten Sinn für das, was Trend werden und bleiben könnte. „Meine Trendbücher verkaufe ich an Unternehmen, die funktionierende Ideen für ihre Produktentwicklung brauchen. Und da ich durch meine lange Berufserfahrung beste Kontakte zu Produzenten habe, kann ich sie auch bei der Beschaffung und der Preisverhandlung von neuen Artikeln unterstützen“, erklärt Erika Mierow.
Der eigene Anspruch als Initialzündung
Seit 1980 reiste Erika Mierow zwischen internationalen Messen, Möbelfabriken und kleinen Manufakturen hin und her und stellte immer neue Kollektionen zusammen. Doch über die Jahrzehnte veränderte sich das Geschäft und es blieb immer weniger Zeit, sich wirklich mit Inhalten und Qualität auseinanderzusetzen. Kurz vor ihrem 60. Geburtstag wurde ihr klar, dass sie so nicht weiterarbeiten wollte. Sie zog einen mutigen Schlussstrich und begann, ihr Berufsleben neu zu organisieren.
Ein Life-Work-Planning-Seminar gab die Richtung vor
„Anfangs habe ich gar nicht ernsthaft über eine Existenzgründung nachgedacht, sondern mich eher nach anderen Jobs umgeschaut. Die Agentur für Arbeit wollte mich zum Beispiel als Verkäuferin in ein Möbelhaus vermitteln, da hab ich mich aber überhaupt nicht gesehen. In einem Life-Work-Planning-Seminar wurde mir dann klar, dass ich mich weiterhin auf meine Erfahrung und mein Können als Trendexpertin verlassen sollte – nur eben nicht in Festanstellung“, erinnert sich Erika Mierow.
Gründerfrühstück: Auch die hei. Kontakte machten Mut
„Viele hatten mir nach meinem Jobwechsel gesagt, dass ich ja nur ein paar Jahre bis zur Rente überbrücken müsse – das hat mich total geschockt. Ich hab eine ganz andere Perspektive und fühle, dass ich noch lange nicht fertig bin!“, so Erika Mierow. Bei der hei. rannte sie mit ihrer positiven Haltung offene Türen ein. Dort, so erzählt die smarte Gründerin, habe man ihr das nötige Selbstvertrauen gegeben, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Das motivierende Beratungsgespräch, das Seminar „Elevator Pitch“ aus dem hei.scheckheft und die neuen Kontakte, die sie während des Gründerfrühstücks knüpfte, bestärkten sie darin, ihren neuen Weg konsequent weiterzugehen.
Die Geschäftsidee schlägt ein: erste Erfolge in Indien
Nach dieser Findungsphase meldete die Hamburgerin im Oktober 2015 ihr Gewerbe an, absolvierte eine Fortbildung als wohnpsychologische Expertin und flog mit ihrem neu erstellten Trendbook und jeder Menge Optimismus im Gepäck gleich zur nächsten Messe: der Dehli Fair in Indien. Ihr Mut und Engagement zahlten sich aus – ihr Erstlingswerk konnte sie direkt an mehrere Hersteller verkaufen.
Alter als Erfolgsfaktor
Immer mehr wurde Erika Mierow klar, dass ihr Alter ein dicker Pluspunkt war. Die jahrelange Berufserfahrung, das umfangreiche Fachwissen und die wertvollen Kontakte in aller Welt waren die optimale Basis für ihre Unternehmensgründung. Ihr geschultes Stilbewusstsein hilft ihr heute, Gutes von Besserem und eine Modelaune von einem wirklichen Trend zu unterscheiden. Dabei behält die heute 62-Jährige auch die ganz Jungen im Blick: Bei der Recherche lässt sich Erika Mierow regelmäßig von zwei Teenagern unterstützen. Diese informieren sie als Insider darüber, welche Apps, Klamotten und Bands gerade angesagt sind.
„Man ist nie zu alt, etwas Neues zu beginnen!“
„Ich habe endlich das Gefühl, ich kann beginnen, zu fliegen.“ – 2017, so ist Erika Mierow sich sicher, wird ihr Jahr. Ihr Fazit: „Meine Entscheidung, mich selbstständig zu machen, war genau richtig. Das einzige, was ich bereue, ist, dass ich es nicht schon früher gemacht habe. Oft steckt man so in der alltäglichen Tretmühle drin, dass man den Blick für seine Möglichkeiten verliert. Aber wenn man den Kopf hebt, sich einmal umschaut und mutig mit kleinen Schritten losgeht, kann man etwas tolles Neues starten – egal in welchem Alter!“