Wie investiert man clever, wenn man über 40 ist? Und wovor sollte man sich hüten? Selbst ausgebuffte Finanzexpert_innen verlieren im Anlagedschungel schon mal den Überblick. Doch Christine Schremb wollte sich mit halbgaren Tipps nicht zufrieden geben. Mit ihrem Buch „Geldanlage 40+: Wie Sie sicher und intelligent investieren“ ermutigt die Diplom-Kauffrau nicht nur ihre Altersgenoss_innen, die Vermögensentwicklung selbst in die Hand zu nehmen. Für die 53-Jährige war das Werk viel mehr. Das Sprungbrett in die Selbstständigkeit.
Nach 20 Jahren Berufs- und Führungserfahrung im Controlling bei einem der weltweit größten IT-Dienstleister war die Betriebswirtin zwar mit der Steuerung der Firmenfinanzen sehr erfahren. Doch die private Geldanlage hatte sie über Jahre nicht aktiv gemanagt. Ein großer Teil des Ersparten lag auf wenig lukrativen Tagesgeldkonten. Und mit Aktien hatte sie nicht nur gute Erfahrungen gemacht. „Oft war ich gutgläubig eingestiegen, hatte aber den rechtzeitigen Ausstieg verpasst. Mir fehlte einfach die Zeit, mich darum zu kümmern.“ 2016 begann sie dann, ihre eigene Strategie zu erarbeiten. Und stieß dabei auf die Bloggerin Madamemoneypenny, die sie inspirierte mehr aus der Recherche zu machen. „Ihre Zielgruppe waren die Jüngeren. Für meine Generation gab es aber rein gar nichts.“ In ihr reifte ein Plan: Warum diese Lücke nicht mit einem Praxisleitfaden füllen und andere von ihren Erfahrungen profitieren lassen?
Schließlich wusste sie genau, was ihr vorschwebte. Eine zielgruppenspezifische Investitionsstrategie. Die berücksichtigte, dass Einsteiger_innen über 40 ein vergleichsweise kurzer Zeitraum zum Vermögensaufbau bleibt und Rückschläge schwerer wettgemacht werden können. Denn an einem Ideal hielt die Finanzexpertin unbeirrbar fest. Dass es mit einer klugen Anlagetaktik möglich sein sollte, auch mit wenig Aufwand eine möglichst hohe Rendite bei vergleichsweise niedrigem Risiko zu erzielen. Sie beobachtete den Markt. Prüfte die Pros und Contras verschiedener Anlageformen. Und entwickelte eine eigene Strategie. Dafür erweiterte sie den bekannten „Buy & Hold-Ansatz“ – kaufen und im Depot liegen lassen – auf „Buy, Hold und Rebalance – Benefit“. Die Möglichkeit also, die Anlage punktuell anzupassen und dabei regelmäßig Geldbeträge entnehmen zu können. Ohne das Vermögen zur verringern.
Keimzelle für die Gründung: ein Sachbuch
Dass die Buchidee in eine Phase der Neuorientierung fiel, war kein Zufall. Christine Schrembs Vertrag als Geschäftsführerin eines Franchise-Unternehmens für Erwachsenenbildung lief gerade aus. Das in Eigenregie kreierte Buch sollte den Weg in die Selbstständigkeit bahnen. Die allerdings auch für sie Neuland war. Ein Beratungstermin bei der hei. Hamburger ExistenzgründungsInitiative stand deshalb auf der To-do-Liste ganz oben. „Frau Bachmann ermutigte mich sofort“, erinnert sie sich. Zugleich gab die Gründungsberaterin zu bedenken, dass man vom Buchverkauf allein kaum leben konnte. So entstand die Idee eines Mentorings. Das ihr erlaubte, noch gezielter auf die Bedürfnisse der Anleger_innen einzugehen. „Aus Sicht des(r) Privatanleger_in sollte man interdisziplinär arbeiten“, erläutert die Betriebswirtin. „Im ersten Schritt geht es um die persönlichen Voraussetzungen. Dann um die Zielsetzung und zuletzt um die konkrete Umsetzung.“
Was unterscheidet mich von anderen Expert_innen?
Mit dem hei.scheckheft in der Tasche begann die Gründerin außerdem, ihr Profil zu schärfen. Dem Seminar „Personal Branding: Wie Sie als Coach oder Experte selbst zur Marke werden“ folgten weitere hei.seminare zu Steuern und PR. „Die Learnings aus dem Marketing-Seminar konnte ich direkt umsetzen. Die PR übergab ich lieber einem Profi“, gesteht die Gründerin. Sich von anderen Angeboten abzugrenzen und das eigene Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten erfordert allerdings nicht nur betriebswirtschaftliches, sondern auch psychologisches Gespür. „Die größte Herausforderung ist es, meine Zielgruppe auf mich aufmerksam zu machen“, sagt Christine Schremb.
Seit der offiziellen Gründung von „Geldanlage40+“ am 1. Februar 2021 hat sie deshalb erstmal ein Ziel: bekannter zu werden. Werbung auf einschlägigen Plattformen wie Linkedin und Xing, Anzeigen auf Amazon, aber auch Vorträge zählen dazu. Ihr im Mai 2021 in aktualisierter Ausgabe erschienenes Sachbuch ist mittlerweile auch als E-Book erhältlich. Ein Podcast soll folgen , „weil ich hier mehr in die Tiefe gehen kann als mit einem kurzen Post auf Social Media“.
Passt mein Businessplan noch?
Als erfahrene Geschäftsfrau weiß Christine Schremb genau, dass bei der Existenzgründung Besonnenheit gefragt ist. „Dieser Prozess verlangt Zeit. Und einen langen Atem“, sagt sie. Daneben empfiehlt die Controllerin, den eigenen Businessplan anhand einer Checkliste immer wieder zu prüfen. Stimmen Plan und Realität noch überein? Kurz: Ist der eingeschlagene Weg der richtige? Sie selbst kann das mit einem klaren „Ja“ beantworten, wenn sie merkt, wie sehr ihr das unabhängige Arbeiten gefällt. Und wie befriedigend es ist, wenn Klienten ihrem Vorbild folgen. Und selbstbewusst die Verantwortung für sich und ihre Finanzen übernehmen.