Das unternehmerische Denken wurde Julia Richter in die Wiege gelegt. Doch nach über 15 Jahren im Hochzeits- und Eventmanagement und einem Ausflug in das familieneigene Baustoffunternehmen musste er erst kommen – der richtige Moment für die Gründung. Unter dem Namen „Just Right Events“ berät die 41-Jährige seit September 2022 als Hochzeitscoach Paare bei der Planung ihres Hochzeitsfestes – und hat damit für sich „just right“ begonnen.
Julia, was ein:e Hochzeitsplaner:in macht, dürften die meisten wissen. Aber was genau ist ein Hochzeitscoach?
Ich würde ihn/sie ansiedeln zwischen „ich plane alles alleine und verzettele mich schlimmstenfalls“ und „ich gebe alles an eine:n kostspielige:n Hochzeitsplaner:in ab, riskiere aber, dass es ein bisschen wie vom Reißbrett wird”. Als Hochzeitscoach unterstütze ich Paare mit Fachwissen und ausführlichen Unterlagen, damit sie ihre Wünsche selbst umsetzen können. Ich helfe, den richtigen Zeitpunkt für jeden Planungsschritt zu bestimmen, zeige auf, wie verschiedene Aspekte miteinander zusammenhängen und wie man Geld sparen kann. Vieles, was man angeblich braucht, ist häufig überflüssig. Den meisten fehlt es an Erfahrung für so ein Event, und die Erwartungen sind hoch, auch die der eigenen Familie.
Hilfst du auch, wenn man sich bereits verzettelt hat?
Klar! Zu Beginn gibt es ein kurzes Telefonat, um herauszufinden, wo das Paar steht und welche Herausforderungen es gibt. Anschließend kann man verschiedene Beratungspakete wählen, z.B. 2, 4 oder 6 Stunden. Gemeinsam schauen wir, wer was gut kann. Ich frage auch immer: Wollt ihr das wirklich oder glaubt ihr, dass die anderen das erwarten? Ich bin jemand, der gerne für andere kämpft, in Kombination mit meinem Fachwissen ist das die beste Voraussetzung für einen Hochzeitscoach.
Du hast ja in der Tat schon einige Stationen hinter dir. Was hat dazu geführt, dass du irgendwann gesagt hast: jetzt aber!
Nach der Ausbildung zur Hotelfachfrau im „Hyatt“ bin ich direkt in den Eventbereich eingestiegen. Danach war ich im „Hotel Vier Jahreszeiten“ für Marketing und Events zuständig und schließlich Assistentin des Direktors. Dann ging ich zurück nach Lübeck in den elterlichen Baustoffhandel, da hatte ein Generationswechsel stattgefunden und ich baute den Bereich Kommunikation und Veranstaltungen auf. Doch die Großstadt fehlte mir und die Branche war mir eher fremd. Nach einer Station als Hochzeitsplanerin in der Villa Mare in Travemünde ging ich nach 6 Jahren zurück nach Hamburg und arbeitete wieder im Eventbereich. Aber ich dachte immer öfter „wenn es mein Unternehmen wäre, würde ich es anders machen“. Durch einen Schicksalsschlag im engsten Familienumfeld wurde ich nachdenklich: Was will ich noch vom Leben? Diesen Weckruf brauchte ich.
Hattest du da bereits genug Rüstzeug für die Selbstständigkeit?
Ich wusste einiges, vor allem was unternehmerisches Denken angeht, das bekam ich als Kind am Frühstückstisch mit. Trotzdem brauchte ich Input. Beim Googeln stieß ich auf die hei. Hamburger ExistenzgründungsInitiative. Gleich beim Erstgespräch konnte ich den Zuschuss für das hei.programm beantragen und mit den Seminaren loslegen. Eingestiegen bin ich mit „Wie schreibe ich einen Businessplan?“. Das war klasse, denn was wie zusammenhängt, kann dir kein Online-Vordruck erklären. Auch die Treffen der hei.gründer:innen und das hei.frühstück sind großartige Formate, um Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen.
Was sind deine Pläne? Willst du als Ein-Frau-Unternehmen durchstarten?
Perspektivisch möchte ich Eventcoaching für B2B hinzunehmen, auch deutschlandweit. Der Bedarf ist da, das beste Beispiel ist unser Familienunternehmen – relativ groß, aber ohne Eventmanager. Liegt ein Jubiläum an, weiß keiner, wo er anfangen soll. Aber der Tag ist begrenzt, wenn man 1:1-Beratungen macht. Aktuell konzipiere ich deshalb ein Videotutorial mit 6 Modulen, die man auf dem Weg zur Hochzeit durchläuft. Darauf hat man ein Jahr Zugriff und kann es im eigenen Tempo durcharbeiten. Das Gleiche baue ich für B2B auf. Die Werbung läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda, soziale Medien und die Websuche, deshalb habe ich über die hei. gerade meine Website suchmaschinenoptimiert und stecke viel Arbeit in Instagram & Co. Einträge bei Branchenplattformen (https://www.zankyou.de) sind wichtig und ich habe Partner:innen, die mich empfehlen.
Was rätst du anderen, die sich auf den Weg in die Selbstständigkeit machen?
Gründen hat viel mit mentaler Reife zu tun. Sich hinzustellen und zu sagen, ich habe das tollste Produkt, das ist nicht leicht. Gerade Frauen stolpern oft über dieselben Themen, deshalb finde ich die hei.gründerinnen so toll. Wie kalkuliere ich meinen Preis? Was bin ich wert? Frauen gründen anders als Männer! Wer sich noch nicht traut, sollte sich bei der hei. informieren, um ein Gefühl zu bekommen. Anders als Freunde und Familie hat die hei. einen neutralen Blick und gibt eine professionelle Einschätzung. Es ist herausfordernd, aber es fühlt sich toll an, etwas Eigenes zu erschaffen. Und gar nicht wie Arbeit, weil man es gerne und für sich selbst tut.