Nach einer steilen Karriere im Modebusiness war Constanze Schmäh zuletzt Geschäftsführerin in einem international operierenden Konzern. Doch dann kam der Lockdown. Und die 50-Jährige betrachtete ihren Job mit etwas Abstand. War Gewinnmaximierung wirklich das einzige Ziel? Was, wenn sie sich selbstständig machte – und genau die Werte umsetzte, die ihr wichtig waren? Mit einer Zielgruppe, die ihr schon immer am Herzen lag: Dackel. Seit Juli vertreibt Constanze über ihren Onlineshop www.leopolds-finest.de hochwertige Accessoires für kleine Vierbeiner – und hat ihren Beruf zur Berufung gemacht.
Von der Chefeinkäuferin bis zur Leiterin einer der größten Textil-Onlineshops: Die gebürtige Frankfurterin ist herumgekommen. Dabei managte sie nicht nur erfolgreich Produktion und Verkauf, sondern erlebte auch mehrere Firmenphilosophien. „Mir wurde immer klarer, dass es nicht der auf maximalen Gewinn ausgelegte Großkonzern ist, sondern der werteorientierte Familienbetrieb, der mir als Person entspricht“, so die Gründerin. „Kundenservice, Wertschätzung, Sinn für Qualität, genau das bin ich!“ Sie trennte sich von ihrem Arbeitgeber – und wagte nach 30 Jahren Angestelltendasein den Sprung in die Selbstständigkeit.
„Es macht keinen Sinn, ohne Plan loszulegen“
Die Frage, was jetzt kam, war schnell beantwortet: Hundemode von der Stange hatte ihrem Zwergdackel Leopold nie gepasst – warum nicht ein Geschäft daraus machen? Bei Leopold´s erhält man hochwertige Kleidung für Dackel und kleine Hunde. Farblich abgestimmte Sets und Accessoires für die täglichen Spazier- und Spieleinheiten. Kleine, meist familiengeführte Manufakturen übernehmen die Produktion. „Da habe ich unzählige Kontakte und ein jahrelang gepflegtes Netzwerk, das zahlt sich jetzt aus“, sagt die gelernte Einzelhandelskauffrau.
Genauso wichtig war ihr aber die gründliche Vorbereitung: „Gute Vorbereitung schafft Sicherheit! Es macht keinen Sinn, ohne Plan loszulegen.“ Akribisch googelte sie nach Förderungen, stieß dabei auf „Hamburg Digital“ und auf die hei. „Das war ein Glücksgriff, ich hatte tolle Gespräche, erhielt das hei.scheckheft und meldete mich direkt für die hei.-Seminare an.“ Businessplan erstellen, Google Ads, Markenrechte und Datenschutzverordnung, Arbeitsunfähigkeitsversicherung und Vorsorge wählte sie aus dem breiten Seminar-Angebot aus. „Und obwohl das mein Steckenpferd ist, war das Seminar Onlinehandel bei Stefan Knecht grandios“, erinnert sie sich. „Er hat so viele Tipps und Kontakte, ich frage ihn noch heute um Rat.“
Bevor sie sich an den Aufbau des Internetshops machte, galt es aber noch ganz grundlegende Fragen zu klären: Welche Namen gab es schon? Welcher ließ sich SEO-optimieren? Als schließlich „Leopold’s finest for dogs“ stand, meldete sie ihn beim Marken- und Patentamt an. „Das kostet zwar Geld, schützt aber vor späteren Überraschungen.“
Auch andere Unwägbarkeiten versuchte sie bei ihrem Businessplan im Blick zu haben, denn sowohl die Gründung der GmbH als auch die Vorfinanzierung der ersten Kollektion verlangten eine gründliche Planung. „Da war es ein großer Vorteil, dass ich einen genau ausgearbeiteten, auf drei Jahre angelegten Businessplan hatte – und wusste, wie wichtig ein finanzieller Puffer ist“, sagt die Gründerin.
Sich als hochwertige Marke positionieren
Hohe Ansprüche hat Constanze nicht nur an ihre Produkte, sondern auch an die Präsentation ihrer Marke und an die Kundenbindung. „Hochwertige Fotos fördern den Markenaufbau, wichtig ist aber auch Zeit in die Kommunikation mit den Kunden zu investieren, weil uns das Retouren erspart und die Kunden wissen: das passt.“ Wer bestellt, bekommt eine handgeschriebene Grußkarte zurück.
In 5 Jahren will sie eine feste Größe in der Hundezubehörbranche zu sein. Um bekannter zu werden, schaltet sie unter anderem Google Ads. Auch auf Instagram ist sie aktiv. Und sie bildet sich fort: „Weil ich vieles noch nicht weiß, habe ich mich zu einem Googlekurs angemeldet – wieder bei der hei.“ Aber auch gezielte Werbung vor Ort gehört dazu. „Gerade habe ich die erste Hamburger Dackelralley gesponsert, darüber ergaben sich jede Menge Kontakte“, freut sie sich.
Der Erfahrungsschatz zählt, nicht das Alter
Im Juli ging ihr Shop live, die Nachfrage wächst seitdem stetig. „90 Prozent meiner Kunden sind Dackelbesitzer:innen, die sind unfassbar dankbar, dass es diesen spezialisierten Shop gibt“, sagt Constanze. Den B2B-Bereich auszubauen ist ihr nächstes Ziel, auch da profitiert sie von ihrem Netzwerk. „Es ist ein 7-Tage-Job“, sagt sie. Was ihr den Rücken stärkt: An sich zu glauben und sich die Idee nicht kleinreden zu lassen. „Das Alter spielt keine Rolle“, ist sie überzeugt. „Mit 50 bringe ich einen riesigen Erfahrungsschatz mit, ein besseres Kapital gibt es nicht!“