Wie bist du zur Hamburg Kreativ Gesellschaft gekommen?
Durch meine vorherigen Tätigkeiten in der Musikwirtschaft hatte ich seit der Gründung Kontakt zur Kreativ Gesellschaft. Von Beginn an habe ich als Berater die Hamburger Labelförderung der Behörde für Kultur und Medien betreut. Dann wurde diese zur organisatorischen Abwicklung an die Hamburg Kreativ Gesellschaft übertragen und es intensivierte sich unser Kontakt. Es bot sich dann schließlich die Möglichkeit, für die Kreativ Gesellschaft im Bereich Beratung und Qualifizierung zu arbeiten. Und diese habe ich dann gern wahrgenommen.
Was verbindet dich mit der Kreativgesellschaft und was mit dem Thema „Existenzgründung“?
Das Ziel der Kreativ Gesellschaft, die Bereiche der Kreativen und der Wirtschaft enger zu verzahnen. Ein Bewusstsein bei den Kreativen für die Ökonomie und gleichzeitig ein Bewusstsein bei der Ökonomie für die Kreativen zu schaffen, ist aus meiner Sicht eine interessante Aufgabe. Bei der ich gern mitwirke. Nach der Universität und auch in späteren Phasen in meinem Berufsleben stand ich auch vor der Entscheidung, ob ich eine Selbständigkeit verfolge oder mir doch lieber einen Job suche. Ich habe in beiden Feldern Erfahrungen gesammelt. Und kann die Situationen, in denen sich Gründer_innen befinden, gut nachvollziehen.
Wie sieht dein genauer Tätigkeitsbereich aus?
Hauptsächlich biete ich Beratungen an, sowohl telefonisch als auch persönlich. Zur ersten Orientierung können sich Interessierte zur Fragestunde anmelden. Bei dieser können wir in einer Gruppe erste Fragen zur Selbständigkeit und Gründung klären. Ergänzend bin ich für ein Coachingprogramm zuständig. Hierbei können Kreative zu günstigen Konditionen alle Fragen rund um ihr Geschäftsmodell und ihr unternehmerisches Handeln mit einem Business-Coach klären.
Was sind eure besonderen Programme für Gründer?
Neben der Fragestunde und den Einzelgesprächen bieten wir vor allem das Programm „Butter bei die Fische“ an. Dieses wird von meiner Kollegin Isabel Jansen betreut. Hier vermitteln Expert_innen in kurzen Vorträgen und Gesprächen Grundlagenwissen an Gründer_innen und Interessierte.
Wie habt ihr auf die Corona-Krise reagiert? Und was hat sich dadurch in eurem Angebot geändert?
Uns haben die Pandemiemaßnahmen genauso unvorbereitet getroffen, wie wahrscheinlich die gesamte Gesellschaft. Zunächst haben wir alle verfügbaren Informationen zusammen getragen. Um Kreative möglichst umfassend beraten zu können. Dafür wurde zusätzlich eine Hotline eingerichtet. Wir mussten uns sehr schnell an die digitalen Werkzeuge gewöhnen, damit wir unsere Angebote auf dem virtuellen Weg aufrecht erhalten konnten. Aber es wurden auch neue Formate etabliert. Podcasts, neue Förderprogramme wie die Crowdfunding-Kampagnenförderung oder auch das Emergency Lab, bei dem wir Kreative und traditionelle Unternehmen zusammengebracht haben, um an neuen Lösungen zur Krisenbewältigung zu arbeiten.
Welche Berufsgruppen aus der Kreativwirtschaft trifft die Krise aus eurer Sicht besonders hart? Und was könnt ihr für diese gerade tun?
Ich habe den Eindruck, dass es neben den Kreativen, deren Aktivitäten in öffentlichen Räumen stattfinden – wie zum Beispiel Musiker_innen und Schauspieler_innen – vor allem diejenigen trifft, die als Selbständige durch ihre Arbeit Impulse bei vielen Projekten größerer Firmen gesetzt haben. Wie zum Beispiel Designer_innen, die zur Zeit kaum Aufträge bekommen.
Ihnen bieten wir unser Wissen und unser Netzwerk an, um ihnen mögliche Alternativen und weitere Optionen aufzuzeigen. Viele unserer Angebote zielen darauf, neue Qualifikationen zu erwerben. Und im besten Fall neue Ideen in eine Gründung münden zu lassen. Zuletzt haben wir in Zusammenarbeit mit dem Designxport den „Silberstreifen-Award“ vergeben. Damit waren Designer_innen eingeladen, Konzepte, Methoden und Produkte zu entwickeln, die Lösungsansätze für Herausforderungen wie Pandemien, Klimawandel oder gesellschaftspolitische Missstände bieten.
Was ist dein Ratschlag, den du Gründern aus der Kreativwirtschaft am häufigsten mitgibst und hast du einen besonderen Ratschlag auf die aktuelle Krise?
Ein genereller Ratschlag würde womöglich die besondere Situation jedes einzelnen nicht genügend berücksichtigen. Ich möchte vor allem aber dazu ermutigen, sich von den formalen Anforderungen einer Selbständigkeit nicht abhalten zu lassen, seine Geschäftsidee zu verwirklichen. Neben den individuellen Hilfestellungen, die ich in meinen Gesprächen gebe, möchte ich eigentlich alle auffordern, neue Perspektiven einzunehmen. Neues Wissen zu erarbeiten und neue Netzwerke aufzubauen, um zu erkennen, wo ihre Kreativität in diesem Umbruch am besten einzusetzen ist.
Herzlichen Dank für das Gespräch, lieber Andreas!