Jeden Monat stellt sich einer unsere hei. Seminar-Anbieter mit einem Gastbeitrag vor. Heute gibt uns Gründungsexpertin Nicole Stroot Tipps für die Suche nach einem geeigneten Steuerberater.
Du musst weder Steuerberater noch Buchhalter sein, um Deine Finanzen regeln zu können – aber Du solltest als Gründer wissen, was Du suchst und brauchst. Denn: keinen Plan zu haben ist auf jeden Fall keine gute Idee! Auch nicht, wenn es um Buchhaltung geht. Das gilt auch völlig unabhängig davon, wie viel Spaß Dir die Arbeit mit Zahlen macht.
Die gute Nachricht ist aber: Hast Du das Thema Buchhaltung für Dich einmal wirklich vernünftig aufgestellt, verliert die Arbeit mit den Zahlen recht schnell ihren Schrecken, und Du hast einen wesentlichen Eckpfeiler für Deinen Unternehmenserfolg zementiert. Es gibt beim Thema Finanzen durchaus Bereiche, z. B. die Liquiditätsplanung, die unglaublich wichtig sind, aber eher von Dir selbst bearbeitet werden sollten. Es gibt aber auch Themen, bei denen der richtige Steuerberater Dir eine wertvolle Unterstützung sein kann. Die Suche nach diesem solltest Du allerdings nicht dem Zufall überlassen.
Wer bist Du eigentlich?
Stell Dir vor, Du sitzt bei Deinem potentiellen Steuerberater und hoffst, dort werden Dir zukünftig möglichst viele Deiner Finanzaufgaben abgenommen. In kurzer Zeit möchtest Du sicher sein, dass Du mit Deiner Entscheidung mit ihm zusammenzuarbeiten nicht auf dem Holzweg bist. Die wertvolle Zeit des ersten Gespräches möchtest dabei weder Du noch Dein Berater vergeuden, sondern möglichst schnell auf den Punkt kommen. Da macht es Sinn, sich einmal kurz die wesentlichen Eckpunkte zum eigenen Geschäftsmodell und zur eigenen Person so zusammenzufassen, dass die Vorstellung zackig in wenigen Minuten erledigt ist. Du kannst sicher sein, dass Informationen zu Deinen Vorkenntnissen, der Beschreibung Deines Geschäftsmodells, Deinen geplanten Umsätzen sowie z. B. Deiner Personalplanung dem Steuerberater einen schnelleren Einstieg in spätere Fragen nach Aufwand und Kosten ermöglichen.
Und wen suchst Du?
Natürlich gehst Du hier nicht auf die Suche nach dem Partner fürs Leben – aber ehrlicherweise vertrete ich die Theorie, dass man sich von seinem Steuerberater genauso wenig gern trennen möchte, wie von seinem Partner. Ist man doch in der Regel ziemlich froh, wenn man einen verlässlichen Partner gefunden hat, mit dem die Zusammenarbeit gut läuft. Am Ende funktioniert die Partnersuche auch hier ein bisschen wie auf einem Dating Portal. Du definierst was Du suchst und wählst, was wirklich zu Dir passt. Wenn Du vielleicht komplett papierlos arbeiten möchtest, brauchst Du einen Steuerberater, der dies genauso umsetzt. Fühlst Du Dich in einer großen Kanzlei eher als kleine Nummer, suchst Du besser nach einer kleineren. Bist Du der Schuhkarton-Typ, dann sag es ehrlich, damit Dein Steuerberater einzuschätzen weiß, welcher Aufwand entstehen wird.
Welche Aufgaben möchtest Du abgeben?
Das ist keine leichte Frage – insbesondere, wenn Du vielleicht noch keinen Überblick darüber hast, welche buchhalterischen Aufgaben auf Dich als Unternehmer warten. Da ist die Versuchung groß, einfach zu hoffen, dass der Steuerberater schon alles irgendwie regeln wird. Mal abgesehen davon, dass der Abruf von mehr Leistung auch mehr Kosten verursacht, möchtest Du vielleicht auch aus Interesse an Deinen eigenen Zahlen einen Teil der Aufgaben selbst übernehmen. Wenn Du Dich informiert hast über die Aufgaben in der Buchhaltung, kannst Du diese Entscheidung am besten treffen und im Gespräch mit Deinem potentiellen Steuerberater selbstbewusster auftreten.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Friseure schneiden Haare. Trotzdem passt einem die Leistung des einen Friseurs besser als die eines anderen. Bei der Wahl des Steuerberaters ist es ähnlich. Er sollte im besten Fall zu einem engen Vertrauten werden. Es macht also Sinn, sicher zu sein, dass man sich gut versteht und die eigenen Erwartungen dauerhaft erfüllt werden können. Wenn Du z. B. wissbegierig bist und viel von Deinem Steuerberater lernen möchtest, um sukzessive selbständiger zu werden, sollte dieser Spaß daran haben, Dir Dinge zu erklären. Wenn Du Dich schon im ersten Gespräch unwohl fühlst, weil Du Dich vielleicht nicht traust, Fragen zu stellen oder das Gefühl hast, nicht ernst genommen zu werden, stimmt im Zweifel die Chemie nicht. Mach Dir die Mühe und führe Gespräche mit zwei, drei potenziellen Ansprechpartnern, bevor Du Dich entscheidest. Wenn Du nur einen Steuerberater kennen lernst, kannst Du nicht vergleichen.
Über Geld spricht man… besser!
Grundsätzlich sind die Kosten für die Zusammenarbeit mit einem Steuerberater in der Steuerberatervergütungsverordnung (StBVV) geregelt. Nun könnte man denken, dass somit die Kosten bei jedem Steuerberater gleich sein. So ist es leider nicht. Es gibt verschiedene Faktoren, die die Höhe der tatsächlichen Gebühren beeinflussen, deswegen wirst Du eher selten zwei identische Angebote erhalten. Insbesondere weil Du mit Deinem Steuerberater voraussichtlich lange zusammenarbeiten wirst, solltest Du sicher gehen, dass auch alle potenziell anfallenden Kosten bekannt, transparent und vollständig miteinander vereinbart sind. Gut wäre, wenn diese Vereinbarung schriftlich festgehalten wird, dann kann es später nicht zu Missverständnissen kommen.
Nicole Stroot gibt regelmäßig Seminare zu diesem und anderen Themen, die hei.scheckheft-Besitzer vergünstigt besuchen können.
Zur Autorin:
Nicole Stroot ist Gründungsexpertin und seit über zehn Jahren als selbständige Beraterin tätig – bei der hei. bietet sie bereits seit 2012 regelmäßig Seminare zu verschiedenen Themengebieten an. Mit mehr als 25 Jahren praktischer Berufserfahrung in verschiedensten Branchen, Aufgabengebieten und Unternehmensphasen bietet Nicole Stroot umfangreiches Fachwissen und Beratungskompetenz, u. a in Fragen der Finanzplanung, des Businessplans sowie zu Vertriebs- und Marketingstrategien und Organisation.
Übrigens: Nicole Stroot ist auch Referentin beim Hamburger Gründertag am 21. März 2020 in den Veranstaltungssälen Besenbinderhof 57a.