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Artikel vom 30. November 2018

Die Gründerstory: „Letztlich arbeite ich für mich“

Mit dem Thema Employer Branding hat sich Helge Zimmer in Hamburg selbstständig gemacht

Das Team von BrandForce1: Kay Eichner, Sven Klohk und Gründer Helge Zimmer (v.l.n.r.). Foto: Ralf Gellert

Sie sind rar und der Kampf um sie umso härter: Fachkräfte. Doch wie gewinnt man das Rennen um die besten Leute? Employer Branding heißt die werberische Nische, in der Helge Zimmer einen zukunftsträchtigen Markt für sich entdeckt hat. Mit seiner Agentur BrandForce1 bringt der 42-jährige Existenzgründer das Profil von Unternehmen gezielt auf Vordermann, um sie als Arbeitgeber attraktiv zu machen.

Stiefkind Personalwirtschaft

Im Grunde habe er sich immer dafür interessiert, Marketing und Personal zu verbinden, sagt der gebürtige Niedersachse. Prozesse optimieren, Teams formen, Leute motivieren. Doch 2001, als er ins Berufsleben einstieg, habe man Personalthemen eher stiefmütterlich behandelt. Nach dem BWL-Studium wird er Brand-Manager bei Unilever, führt Marken wie Lätta, Bifi und Ben & Jerry’s.

Dann ruft ein Headhunter an. „Ich sollte das Marketing für Jack Daniel’s aufbauen. Das war eine super Herausforderung.“ Doch bald folgt die Ernüchterung. „Ich muss das, was ich tue, mit Leidenschaft tun, langfristig wäre das nur in den USA möglich gewesen“, gesteht er sich ein. Man trennt sich. „Und dann stand ich da“, sagt Zimmer. Mit 40, frisch gekauftem Haus und Familie. „Klar war, dass es Spaß machen sollte und ich zurück wollte zu dem, was ich mal gemacht hatte.“ Er startet als freier Marketingberater und baut in Süddeutschland die Getränkemarke Moloko mit auf. Im Herbst 2016 gründet er BrandForce1 und verspricht nicht weniger als „Stahlkraft für Arbeitgebermarken“. Kurz darauf kommt die Einladung für eine große Ausschreibung.

Arbeiten für die Kunden, aber letztlich auch für sich: Das Team von BrandForce1

Die Profis bei der Arbeit: Shooting für die Employer Branding-Kampagne von Stromnetz Hamburg. Foto: Stromnetz Hamburg GmbH

Großkunden wuppen mit kleinem Gründerteam

„Mit meinen erfahrenen Mitstreitern Kay Eichner und Sven Klohk, die das Text-Art-Team bilden, musste ich erstmal Luft holen und überlegen: Können wir das als kleine Agentur leisten?“, erinnert sich Helge. Sie können, glauben sie. Und gewinnen den Etat. Mit „Stromnetz Hamburg“ haben sie mit einem Schlag einen Großkunden, für den sie die gesamte Arbeitgeberkommunikation machen. „Kreatives Potential ist oftmals wichtiger als aufgeblähte Strukturen. Und ich hatte endlich das Thema Employer Branding auf dem Tisch.“ Vom Recruitingfilm über die Karriere-Website bis zur Bus-Beklebung reicht das Spektrum. „Wir gehen Recruitingkampagnen wie klassische Produktwerbung an“, erklärt er. „Indem wir aus der DNA des Unternehmens heraus eine Leitidee entwickeln, die zeigt warum es sich lohnt dort zu arbeiten. So schaffen wir einen emotionalen Zugang.“ Mit Vorteilen für beide: „Wenn man weiß, mit welcher Motivation man Menschen abholt und für sich gewinnt, sind sie nicht gleich beim nächstbesten Karriereangebot wieder weg.“

hei.seminar: „Ruf mal kalt an!“

Fünfzehn Jahre Erfahrung als Führungskraft in den Bereichen strategisches Marketing und Management sind ein Pfund, mit dem Helge wuchern kann. Doch zum Gründen, weiß er, gehört mehr. Ein halbes Jahr, bevor er sich selbstständig macht, lässt er sich von der hei. beraten. „Das war super, um sich noch einmal zu strukturieren“, sagt er, vor allem aber braucht er den „positiven Spirit“: „Es tat gut zu hören, dass es eine gute Idee ist, sich selbstständig zu machen“, sagt er, und dass er ermutigt wurde, Dinge zu tun, vor denen er Angst hatte. „Ruf mal kalt an!“ war so ewas, erinnert er sich. „Mit dem hei.coachingprogramm kann man an seinen Schwachstellen ansetzen und das richtige Wissen auftanken.“ Er lässt sich in „Erfolgreicher Akquisition“ und Steuerfragen coachen. Nicht weniger wichtig: „Man ist mit der hei. in einer Solidargemeinschaft der Gründer, das stärkt unheimlich –  zum Netzwerken ist das hei.gründerfrühstück super.“

Gehen Recruiting Kampagnen wie klassische Produktwerbung an: BrandForce1 in Hamburg

Das Ergebnis der Arbeit von brandforce1 in der Buxtehuder Straße. Foto: BrandForce1

„Letztlich arbeite ich für mich“

Dass Instabilitäten heute zum Alltag gehören und das Einkommen schwankt, wird für ihn durch ein neues Lebensgefühl wettgemacht: „Klar arbeite ich für Kunden, aber mit einem anderen Gefühl, denn letztlich arbeite ich ja für mich. Und ich muss nicht jede Idee mittragen, die sich ein Unternehmen auf die Fahnen schreibt, sondern kann selbst entscheiden.“ Auch die neuen Freiheiten im Alltag gefallen ihm: „Es ist schön, nachmittags mit den Kindern schwimmen gehen zu können und einfach abends weiterzumachen. Ich glaube, ich verlängere mein Leben gerade, weil ich etwas gefunden habe, das mir Freude macht und meiner Persönlichkeit entspricht.“

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