30 Vorträge von knapp 50 Referenten: Der Hamburger Gründertag am 24. März in der Handelskammer Hamburg bietet neben einem riesigen Aussteller-Bereich auch geballte Wissens-Power. In sechs unterschiedlichen Räumen und Sälen können Besucher den Referenten lauschen.
Zwei, die wissen wovon sie sprechen, sind unsere Referenten Gundula Weegh und Niels Weidner. Weegh ist Expertin für Unternehmensnachfolge bei der Handelskammer Hamburg, Weidner das Pendant bei der Handwerkskammer Hamburg. Zusammen halten Sie den Vortrag „Übernehme ich mich mit der Übernahme? Übernahme als Chance“ (11:15 – 12:15 Uhr, Elbe-Zimmer) und erläutern die Vor- und Nachteile einer Unternehmensnachfolge. Wir haben den beiden im Vorfeld ein paar Fragen gestellt.
Sie betiteln in Ihrem Vortrag die Unternehmensübernahme als Chance. Was genau sind die Vorteile?
Gundula Weegh: Zum einem die Möglichkeit, gewachsene Kundenbeziehungen zu nutzen, Fachpersonal an Bord zu haben und von Anfang an Geld zu verdienen. Dazu kommt, dass ein bekanntes Unternehmen, falls die Rahmenbedingungen stimmen, auch leichter Finanzierungen erhält, Skonti bekommt und dergleichen. Also alles, was das Leben für Unternehmerinnen und Unternehmer leichter macht.
Fester Kundenstamm, gutes Fachpersonal, bestehende Lieferantenbeziehungen, gelernte Strukturen. Das hört sich alles verlockend an. Wo lauern die Risiken?
Niels Weidner: Im Grunde ist es die andere Seite derselben Medaille. Gewachsene Strukturen mit Mitarbeitern, die sich auf „das haben wir schon immer so gemacht“ zurückziehen, sind schwerer neu zu gestalten als einen richtigen Neuanfang zu starten. Und es kann durchaus sein, dass bestehende Kundenbeziehungen nicht weitergehen, weil Lieferanten eben gerne mit Frau Müller gearbeitet haben und mit Herrn Meier nicht möchten.
Gibt es Branchen, in denen Übernahmen häufiger stattfinden oder ggf. sogar sinnvoller sind als in anderen?
Weegh: Möglicherweise kann eine Übernahme dort sinnvoll sein, wo größere Investitionen getätigt werden müssen, also z. B. in der Gastronomie oder in der Metallverarbeitung oder auch in einer Zahnarztpraxis. In der Praxis erlebe ich allerdings keine Häufung bestimmter Branchen.
Raten Sie auch manchmal von Übernahmen ab? Was sind die Gründe?
Weidner: Ja, sicher. Wenn zum Beispiel die Zusammenarbeit mit dem Senior oder Senioren nicht funktioniert. Wenn die Finanzierung nicht gesichert ist. Aber auch wenn im zu übernehmenden Unternehmen ein Investitionsstau vorliegt. Oder die Abhängigkeit von einem oder sehr wenigen Kunden vorgefunden wird.
Kurz & knapp: Wie helfen die Handelskammer Hamburg und die Handwerkskammer Hamburg beim Thema Übernahme konkret weiter?
Weegh: Bei uns in der Handelskammer bieten wir vor allem persönliche Hilfe zusammen mit ehrenamtlichen Beraterinnen und Beratern und natürlich in der Gründungsberatung. Zudem helfen wir potentiellen Übernehmern auch am Telefon und über unsere Website. Auch gibt es diverse Informationsveranstaltungen zum Thema bei uns im Haus.
Weidner: Von der Erstberatung über die Unterstützung bei der Unternehmenssuche bis hin zur Unternehmensbewertung ist bei der Handwerkskammer alles möglich.
Was können potentielle Übernehmer Ihrer Erfahrung nach noch verbessern?
Weegh: Unsere Erfahrung ist einerseits, dass einige Übernehmer ein relativ großes Unternehmen erwerben möchten, weil sie selbst schon eine erfolgreiche Karriere absolvieren und aus einer Geschäftsführungsposition heraus agieren. Tatsächlich passen viele kleine, solide Unternehmen nicht in diese Vorstellung. Daher wäre unser Wunsch, dass sich auch diese potentiellen Übernehmer breiter aufstellen und vielleicht die Chance nutzen, ein kleines Unternehmen zu vergrößern. Oder eventuell zwei Betriebe, die zusammen passen könnten, zu einem größeren Unternehmen verschmelzen. Andererseits wäre es schön, wenn die zaghaften Übernehmer sich auch trauen, einen bestehenden Betrieb zu übernehmen, der etwas größer ist als gedacht.
Vielen Dank für das Gespräch! Wir freuen uns auf einen spannenden Hamburger Gründertag mit Ihnen!