Nach ihrer Weiterbildung zur Einrichtungsberaterin und der Rückkehr in ihre Heimatstadt Hamburg hatte Eva Roggendorf eigentlich ein Ladenlokal gesucht, um Deko- und Einrichtungsartikel zu verkaufen. Doch die Suche gestaltete sich schwierig. Bis sie Bekannte ansprachen, ob sie nicht den Teeladen am Eppendorfer Baum übernehmen wolle. Die Top-Lage überzeugte sie sofort – und das Geschäftsmodell wurde umgestrickt. In Evas „Teekontor Strandbad Nr. 9“, das im August 2022 seine Pforten öffnete, gibt es nicht nur Matcha und Darjeeling Tee, sondern auch schöne Dinge zum Verschenken.
„Der Schritt in die Selbstständigkeit war ein Schnellschuss, weil ich das Ladenlokal so toll fand“, lacht Eva. „In drei Monaten war der Vertrag unterschrieben und die Finanzierung stand.“ Aber ihr Plan, das Geschäft irgendwann um Einrichtungsartikel zu erweitern, steht nach wie vor. Im Moment will die 45-Jährige den gut etablierten Teeladen erst einmal sanft erneuern und das Genusssegment erweitern. „Die Menschen investieren nach Corona einfach lieber in Genuss als in Deko“, sagt sie. Dass sie das Warensortiment übernommen hat, freut vor allem die alten Stammkund:innen. Einige brachten sogar Blumen vorbei. „Aber zwischen Früchtetee und den Schwarztee-Klassikern entdeckt man auch Neues und die Kundschaft verjüngt sich zusehends“, freut sich die Hamburgerin.
Was nach außen wie eine Übernahme aussah, war dennoch eine echte Gründung. Mit allem, was dazugehört. Einen Businessplan für das ursprünglich geplante Einrichtungsgeschäft hatte Eva zwar schon, aber die Banken hatten ihr geraten, zuerst ein Ladenlokal zu finden. Und dann die Finanzierung anzugehen. Nach über 20 Jahren im Controlling war das Schreiben des Businessplans für die gelernte Wirtschaftsfachwirtin kein Problem. „Aber der Teeladen war ja nicht geplant. Und bei der hei.beratung war das erste Feedback zur Geschäftsidee, da muss mehr Butter bei die Fische“, erinnert sie sich. „Also habe ich das Konzept mit dem hei.ideenplan und hilfreichen Freunden nochmal ganz neu aufs Papier gebracht. Welches Portfolio biete ich an? Welche Lieferanten möchte ich? Wie sind die Konditionen? Das war genau richtig!“
„Ohne die Gründungsberatung der hei. hätte ich nicht gegründet“
Heute ist sie sich sicher: „Ohne das Gespräch bei der hei., also die Möglichkeit, im Vorfeld fundierte Gründertipps zu bekommen, hätte ich nicht gegründet.“ Der gründlich überarbeitete Businessplan zahlte sich aus. Ihr Kredit wurde von der Bürgschaftsbank Hamburg ohne Zögern besichert. „Das Gründen mit einer Bürgschaft lief erstaunlich unkompliziert, die BB kam einfach dazu und kurz darauf erhielt ich das Go.“ Über das hei.programm machte sie sich fit für den Einzelhandel. „Vom Marketing über Buchführung für Gründer:innen bis zum Seminar “Einzelhandel” mit Stefan Knecht – bei den hei.seminaren findet man wirklich in jedem Stadium seiner Gründung die relevante Unterstützung.“
Auch das hei.frühstück will sie demnächst besuchen, um sich mit anderen Gründer:innen in Hamburg auszutauschen. Erfreulich gut läuft die Vernetzung mit anderen Geschäftsleuten im Viertel. „Wir haben hier eine Initiative der Einzelhändler. Man hört, was los ist. Wir empfehlen einander weiter. Außerdem bin ich mit meinem Teeladen auf der Seite der Initiative Lehmweg vertreten. Unsere Flyer liegen in Hotels aus. So ziehen wir auch Touristen an.“ Auch ihr Geschenkservice, mit dem sie liebevoll verpackte Präsentkörbe an Unternehmen oder Privatleute liefert, kommt gut an. Der nächste Step ist ein eigener Online-Shop.
Ein Online-Shop soll die Reichweite des Teeladens vergrößern
„150 Artikel sollen ins System. Ich muss rechtliche Vorgaben wie Auszeichnung, Zahlungskonditionen und Datenschutz einhalten und die Social-Media-Kanäle entsprechend füttern. Das ist nochmal eine echte Herausforderung. Aber auf den stationären Verkauf allein kann man heute nicht mehr setzen“, ist sie überzeugt. Spätestens wenn der Shop eröffnet ist, möchte sie eine zweite 520-Euro-Kraft einstellen, „allein um die Versandmengen abzuwickeln.“
Auch wenn von ihrer ursprünglichen Gründungsidee nur der maritime Name geblieben ist: Den Sprung ins kalte Wasser hat Eva nicht bereut. „Ich bin der Dame vom hei.service immer noch dankbar, dass sie mich mit meinem ersten Konzeptentwurf nochmal losgeschickt hat“, sagt die Gründerin. „Die Feinarbeit hat sich gelohnt. Wenn die steht, kann es nur funktionieren.“ Auch mit schwierigen Situationen umzugehen, wird zunehmend einfacher, stellt sie fest. „Man wächst jeden Tag, wird selbstsicherer. Und es gibt immer Menschen, die einem helfen, wenn es schwierig wird – dafür bin ich das beste Beispiel.“