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Artikel vom 27. Januar 2023

Gründerstory: Design für Gründerinnen

Design Jenny Jensen

„Ich fand immer klasse, womit sich andere selbstständig machen. Man kann so viel voneinander lernen – warum nicht ganz gezielt Frauen unterstützen, die gründen und ein Unternehmen aufbauen?“ Aus diesen Gedanken heraus entstand die eigene Selbstständigkeit von Jenny Jensen, die Design für Gründerinnen anbietet. Foto: Pati Glass

Zu Hause im Homeoffice, die Kita zu. Und obwohl sie ihre Arbeitszeit reduziert hatte, klappte das Arbeiten mit zwei kleinen Kindern überhaupt nicht. Eine echte Sinnkrise habe die erste Corona-Zeit bei ihr ausgelöst, sagt Jenny Jensen. Und eine längst fällige Entscheidung beschleunigt. Die Kommunikationsdesignerin kündigte. Eine „Kurzschlussreaktion“, sagt sie. Und doch die richtige. Heute berät die 36-Jährige andere Gründerinnen bei der professionellen Darstellung ihres Unternehmens. Hat sich zu einer erfolgreichen Netzwerkerin entwickelt – und ist überrascht, was alles in ihr steckt.

Dass sie Mediengestalterin werden wollte, wusste Jenny schon früh. Doch dafür brauchte man Abitur. Nach Realschulabschluss und Ausbildung zur PTA war sie umso entschlossener. Sie holte das Abi nach. Begann ein Design-Studium an der HAWK Hildesheim. Machte ihren Master an der Hochschule der Medien in Stuttgart und direkt im Anschluss ein Praktikum bei der Peter Schmidt Group in Hamburg, wo sie gleich als Junior Designerin übernommen wurde. Nach drei Jahren wechselte sie als Designerin und Projektleiterin zu Just Blue Design. Und dann kam das erste Kind.

Jenny Jensen

Website, Logo, Packaging Design. Bei Jenny bekommen Gründerinnen das komplette Design aus einer Hand. Zudem hat Jenny ihr Angebot mittlerweile erweitert. Denn sie berät ihre Kundinnen auch und schult sie, ihr Internet-Profil selbst zu pflegen. Foto: Jenny Jensen und Pati Glass

Bin ich der Typ für die Selbstständigkeit?

„Als ich danach in Teilzeit zurückkam, merkte ich schon, dass das nicht ideal war. Und dachte erstmals über die Selbstständigkeit nach“, sagt Jenny. „Aber ich traute mich nicht, weil ich dachte: Wer bucht mich für einen halben Tag?“ 2018 kam das zweite Kind. Im ersten Corona-Jahr spitzt sich die Lage weiter zu. Schließlich: die Kündigung. „Da habe ich erstmal tief durchgeatmet. War aber gleichzeitig voller Vorfreude“, erinnert sie sich. „Innerlich hatte ich mich ja längst verabschiedet und parallel zur Kündigung beim Arbeitsamt nachgefragt, wie man den Gründungszuschuss erhält.“ Erleichtert erfuhr sie, dass sie den Zuschuss nicht sofort beantragen musste. Und erstmal zur Ruhe kommen konnte.

Eine eigens engagierte Gründungsberaterin ging mit ihr durch, was es bedeutet, selbstständig zu sein. „Auch spröde Themen wie Buchhaltung oder Marketing kamen zur Sprache. So konnte ich für mich prüfen, ob ich das wirklich wollte.“ Auch zur hei. Hamburger ExistenzgründungsInitiative nahm sie Kontakt auf. „Mit dem Förderguthaben für das hei.programm im Wert von 500 Euro aus super vielen Seminaren auswählen zu können, ist schon toll“, sagt sie. “Buchhaltung“, „Wie erstelle ich meine eigenen AGBs“ und „Erste Schritte mit dem Finanzamt“ standen auf dem Programm. Und dann ging es darum, unter den vielen freiberuflichen Grafikerinnen ein Alleinstellungsmerkmal zu finden.

Wie schärft man das eigene Profil?

Der grobe Plan stand: „Ich wollte weg vom Packaging und wieder mehr Logo und Corporate Design machen.“ Trotzdem wollte Jenny möglichst viel Abwechslung und sich nicht von vornherein einschränken. „Das ist einfach nicht mein Naturell“, sagt sie. Über das Gründerinnen-Netzwerk der hei. kam sie mit anderen Gründerinnen in Kontakt. Man tauschte sich aus und ihr kam eine Idee: „Ich fand immer klasse, womit sich andere selbstständig machen. Man kann so viel voneinander lernen – warum nicht ganz gezielt Frauen unterstützen, die gründen und ein Unternehmen aufbauen?“

Jenny Jensen

Netzwerken: Das ist für Jenny DAS wichtigste “Werkzeug” geworden, um ihre Kundinnen zu finden. Ein neuer Prozess für Jenny. Denn vor ihrer Gründung hätte sie sich eher als introvertiert beschrieben. Foto: Jenny Jensen

Website, Logo, Packaging Design – Jenny gestaltet nicht nur, sie berät auch und schult ihre Kundinnen, ihr Internet-Profil selbst zu pflegen. Denn viele haben schon vorgearbeitet und sind bei der Erstellung der Website oder des Logos steckengeblieben. „Wichtig ist für mich, wie sie positioniert sind, was ihr Angebot ist, wen sie ansprechen, welche Werte sie haben. Was ihr Alleinstellungsmerkmal ist – kurz, was sie ausmacht. Dann gucke mir ihr Design an und wir besprechen, was man optimieren kann.“ Eine Stunde dauert eine solche „Erste-Hilfe-Maßnahme“, „das geht auch mal, wenn die Kinder zu Hause sind“, sagt Jenny. Wird mehr gewünscht, bietet sie auch begleitenden Support über zwei Monate an.

Weil es ihr mittlerweile mehr Spaß macht, professionell zu beraten als selbst zu gestalten, hat sie sich als Fachexpertin bei der Hamburg Kreativ Gesellschaft listen lassen. „Es wäre prefekt, als Dozentin andere zu beraten. Dorthin soll es gehen“, sagt sie. Und damit kommt sie zur richtigen Zeit. Seit Ende 2022 gibt es bei der Hamburg Kreativ Gesellschaft ein neues Programm, das eine Fachberatung zu 100 Prozent fördert.

„Fang so früh wie möglich an zu netzwerken“

Über einen Mangel an Kundinnen kann sie sich schon jetzt nicht beklagen. Online-Marketing beherrschte sie bereits vor der Gründung, ein Emailing an potentielle Kundinnen war schnell aufgesetzt. Auch eine Pinterest-Pinnwand, ein eigener Blog und Flyer gehören zu ihrem Werkzeug. Am wichtigsten aber: das Netzwerken. „Das habe ich total unterschätzt, aber darüber kommt das meiste rein“, sagt sie. „Ich rate jedem, der sich selbstständig macht: fang so früh wie möglich an zu netzwerken.“ Facebook-Gruppen von Unternehmerinnen, Gründerinnen, Netzwerke für berufstätige Mütter wie „Business-Moms“ oder „Mama Meeting“ – immer mehr Gruppen kommen zu Jennys Netzwerk hinzu. Ein weiterer Vorteil: der Austausch mit Kolleginnen, der jetzt nicht mehr von alleine kommt.

„Wenn man neue Wege ausprobiert, geht man ganz schön an seine Grenzen. Ich bin eher ein introvertierter Mensch und nie flockig auf andere zugegangen“, sagt sie. „Das proaktiv zu tun, daran bin ich unheimlich gewachsen. Wäre ich immer noch in der Agentur, hätte ich diese Entwicklung nicht gemacht.“ Sich selbstständig zu machen, sei für sie „die höchste Form der Persönlichkeitsentwicklung“ gewesen. „Weil man sich so stark mit sich selbst auseinandersetzen muss“. Statt im Vorfeld alle möglichen Wenns und Aber zu diskutieren, sollte man sich aber besser fragen: „Was willst du eigentlich? Und: Wie schaffst du das?“ Dass sie ihre Zeit jetzt frei einteilen kann, schätzt sie an ihrem neuen Arbeitsalltag am allermeisten. „Das hätte ich schon viel früher tun sollen.“

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