Christina Holst und Lea Gleisberg haben Anfang des Jahres _SWAP-Events gegründet. Sie bieten Organisationen und Unternehmen professionelle Kleidertausch-Events als interaktiven Programmpunkt für Veranstaltungen jeder Größe an – von Jubiläumsfeiern und Teambuilding-Events bis zu Zero-Waste-Tagen und CSR-Maßnahmen!
Wir haben Christina interviewt und hier findet ihr die spannende Gründungsgeschichte zu professionellen Kleidertausch-Events!:
“In meiner langjährigen Tätigkeit als Produktentwicklerin für Outdoor-Bekleidung drehte sich alles darum, neue Produkte herzustellen. Vor vielen Jahren entschied ich mich jedoch, diesen Weg zu verlassen und mich stattdessen darauf zu konzentrieren, wie wir vorhandene Ressourcen besser nutzen können. In diesem Sinne ist _SWAP-Events für mich ein ideales Konzept, um dem aktuellen Bekleidungssystem einen gestaltbaren und erlebbaren Umgang mit Überfluss entgegenzusetzen.”
Foto: Christina Holst
Eure Idee: Tauschen statt Kaufen. Wann war der Moment, in dem ihr dachtet: „Jetzt machen wir das wirklich!“?
“Die Idee, Kleidung untereinander zu tauschen statt neu zu kaufen, ist nicht neu. Es gibt viele Initiativen, die ehrenamtlich Kleidertausch-Events veranstalten. Die Idee, ein Unternehmen für professionellen Kleidertausch zu entwickeln, entstand während Leas Studiums und ist eine Reaktion auf das aktuelle Bekleidungssystem und deren negative Auswirkungen auf Menschen und Umwelt. Als ich durch Zufall Leas Suche nach einer Mitgründerin gesehen habe, wusste ich direkt, dass ich damit gemeint sein muss ;)”
Eure Events verbinden Nachhaltigkeit mit Community – was war die schönste Begegnung oder Geschichte, die ihr bei einem _SWAP-Event erlebt habt?
“Eine Besucherin war so begeistert, dass sie uns ein schriftliches Feedback dagelassen hat: „[…] Es war eine geteilte Freude, hier zufällig auf neue Sachen zu stoßen. Ich wage sogar zu behaupten, dass wir beseelt waren von der Erfahrung, weil sie eben die soziale Komponente mit sich brachte. Einkaufen im kommerziellen Umfeld ist dagegen vergleichsweise trostlos.“
Vom ersten Event bis heute – was war euer größter „Aha-Moment“ als Unternehmerinnen?
“Dass die Events Spaß machen! Für die Veranstalter*innen, die uns buchen, weil sie sich um fast nichts kümmern müssen, für die Besucher*innen, die ein tolles Event geboten bekommen und das _SWAP-Team, weil sie sich durch ihre unterschiedlichen Aufgaben untereinander noch besser kennenlernen. Bei unserem SportSWAP bei der Fußball EM letztes Jahr in Berlin haben wir das Event mit Unterstützung der EM-Volunteers durchgeführt. Drei von ihnen waren so begeistert, dass sie uns ihre Nummern in die Hände gedrückt haben mit der Bitte, dass sie uns beim nächsten _SWAP-Event wieder unterstützen können.”
Foto: Lea Gleisberg & Christina Holst
Wie teilt ihr euch als Gründerinnen-Duo die Aufgaben auf? Gab es da eine Art Strategie, wer was macht oder eben auch nicht?
“Wir arbeiten in Selbstorganisation und kompetenzbasiert. Lea übernimmt als systemische Designerin mehr Designarbeiten und widmet sich der Organisationsentwicklung, während ich mehr das Thema Bildung angehe. Aktuell entwickle ich zum Beispiel zusammen mit Schüler*innen ein _SWAP-Bildungskonzept für Schulen.”
Hand aufs Herz: Was war eure größte Panne bei einem Event – und wie habt ihr sie gerettet?
“Bei dem ersten _SWAP-Event sollten die Kleidungs-Tags, die Auskunft über Wertigkeit und Größe des Kleidungsstücks geben, mit einer schönen Schnur per Hand an der Kleidung befestigt werden. Das sah dann sehr schön und hochwertig aus, hat aber zu einem totalen Stau und Chaos bei der Kleiderabgabe geführt. Seitdem benutzen wir professionelle Etikettierpistolen, mit denen die Kleidungs-Tags in einer Sekunde an die Kleidung geschossen werden. Der einzige Nachteil: statt wiederverwendbarer Schnüre aus Baumwolle bestehen die Dinger jetzt leider aus Plastik… sind aber unverzichtbar für einen reibungslosen Ablauf.”
Eure Events sind beliebt – wie schafft ihr es, eure Community zu begeistern und zu halten?
“Jedes _SWAP-Event ist anders. Je nach Rahmenprogramm gibt es ein anderes Kleidungsthema und Programm. Die erste Erfahrung reicht oft, ein weiteres Event besuchen zu wollen. Wir setzen auf eine gute Qualität der Events, sodass die Besucher*innen von sich aus wiederkommen wollen.”
Zu eurer Arbeit mit Social Media – welche Strategie oder welches Posting hat euch total überrascht, weil es super funktioniert hat?
“Wir sind überzeugt, dass Kooperationen für unser Konzept total wertvoll und wichtig sind. So erreichen die Posts, die wir als Co-Autor*innen-Post mit Fashion Revolution oder dem Instagram-Account mit unseren Kund*innen gemeinsam posten, viel mehr Follower*innen, als wenn wir das nur auf unserem Kanal posten.”
_SWAP-Events in fünf Jahren – was ist eure Vision? Und gibt es einen Traum, den ihr euch mit dem Unternehmen noch erfüllen wollt?
“Das Tauschen hat sich als eine von vielen nachhaltigen Konsumpraktiken etabliert und bietet eine echte Alternative zum Neukauf von (Ultra) Fast-Fashion. Ein Traum mit unserem Unternehmen wäre, irgendwann Teil einer regenerativen Wirtschaft zu sein.”
